nd-aktuell.de / 13.09.2006 / Brandenburg

Dumm sparen macht dumm

Wilfried Neiße
Für das ohnehin lädierte brandenburgische Bildungswesen sieht es in Zukunft noch düsterer aus. Nach Ansicht der Linkspartei laufen die Haushaltszuweisungen in diesem Bereich auf ein »Dummsparen« hinaus. Es werde Stundenausfall in Größenordnungen geben. Zwar steigt der Etat für Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) um einige Millionen, doch hat das mit einem Gewinn für staatliche Schulen nichts zu tun, sagte gestern die Landtagsabgeordnete der Linksfraktion, Gerrit Große. Zuschläge erhalten Privatschulen und der Religionsunterricht. Was dann noch übrig bleibt, bekommen Kindergärten wegen der etwas gestiegene Zahl an Neugeborenen. Dagegen werde die Lage für die staatlichen Schulen immer prekärer, obwohl dringender Handlungsbedarf bestehe. Vor allem die weitere Eindampfung der Vertretungsreserve wird nach Auffassung von Große Wirkung zeigen. Heute schon falle praktisch jede zwölfte Stunde aus, künftig werde es jede sechste bis jede siebte Stunde sein. Solche Zustände schlagen dann auch auf die Leistungsbereitschaft und Energie der Schüler zurück. Die Bildungspolitik des Landes ist für die Expertin nicht mehr aus einem Guss: Immer stärker dringe die CDU mit ihrem Konzept von Kopfnoten, Autorität und Selektion durch, obwohl die SPD-Bildungspolitiker diesen Weg nicht befürworten. Wenn Kinder von der Einschulung zurückgestellt werden, so wird das sehr teuer, weil sie noch »ein weiteres Jahr im System bleiben« warnte Große. Sie empfahl die Berliner Lösung, wo es diese Zurückstellung nicht gebe, weil die Kinder - wenn notwendig - in den ersten Klassen gefördert werden. Dagegen sei für die gleich geartete »flexible Eingangsphase« in Brandenburg immer weniger Geld vorhanden. Die Vorsitzende der Linksfraktion, Kerstin Kaiser, warf der Landesregierung vor, den »Wandel zur Wissenschaftsgesellschaft« zwar zu verkünden, ihn aber praktisch nicht zu untersetzen. Platzecks Zusagen, wonach die Bildungschancen für alle gewahrt und Bildung und Wissenschaft einen Schwerpunkt bilden sollen, seien vor diesem Hintergrund in die Luft gesprochen.