Wie »Penny Black« die Post in Schwung brachte

Vor 175 Jahren klebte die Marke erstmals auf britischen Briefen

  • Teresa Dapp, London
  • Lesedauer: 3 Min.
In E-Mail-Zeiten kaufen viele Briefmarken nur noch für die Urlaubs- oder die Weihnachtspost. Die Einführung der kleinen Papieraufkleber krempelte vor 175 Jahren das Postwesen auf der ganzen Welt um.

Sie sieht unspektakulär aus, die erste Briefmarke: Ein 19 mal 22 Millimeter großer, schwarzer Papierschnipsel. Oben steht »Postage«, Englisch für Porto, unten »One Penny«, dazwischen in Weiß der Kopf einer jungen Frau mit Krone und Pferdeschwanz im Profil. Für Sammler ist es nicht außergewöhnlich, die »Penny Black« im Album zu haben. Doch als sie vor 175 Jahren - im Mai 1840 - erstmals auf britischen Briefen klebte, löste sie eine kleine Post-Revolution aus.

»Jahrelang war es extrem teuer, einen Brief zu verschicken, und es war kompliziert zu berechnen, was es kosten würde. Außerdem bezahlte der Empfänger die Kosten«, beschreibt Richard West von der Londoner Königlichen Philatelie-Gesellschaft die Lage vor 1840. Das störte Rowland Hill (1795-1879), Lehrer und Sozialreformer. »Er fand heraus, dass die Verwaltungskosten viel geringer wären, wenn der Absender die Kosten übernähme«, sagt West, »und zwar mit einer einzigen, einfachen, niedrigen Gebühr, die vom Gewicht abhing.«

Als Motiv schien Hill das Profil der jungen Königin Victoria (1819-1901) geeignet. Von Anfang Mai an gab es die Marken zu kaufen, offiziell gültig waren sie ab 6. Mai. Da Großbritannien zunächst das einzige Land mit Briefmarken war, stand der Ländername nicht darauf - das hat sich bis heute nicht geändert. Etwa ein Jahr blieb die »Penny Black« in Gebrauch, dann wurde sie von der »Penny Red« - einer roten Version - abgelöst. Der Grund: Eine rote Marke konnte Schwarz abgestempelt werden. Die schwarze Farbe ließ sich schwerer abwischen, Betrug damit vermeiden.

Die aufklebbare Briefmarke von Rowland Hill war ein voller Erfolg. »Die Leute fanden es gut, dass einen Brief zu verschicken billiger wurde«, sagt West. »Es wurde viel mehr Post verschickt.« Dass es nur einen Penny kostete, einen Standardbrief zu verschicken, blieb übrigens bis 1914 so.

Anfang 1849 führte Frankreich die erste Marke ein, auf deutschem Boden mache Ende 1849 Bayern mit dem »Schwarzen Einser« den Anfang. Dieses Jahr feiern Deutschland und Großbritannien das Jubiläum der »Penny Black« mit Sondermarken, das britische Postmuseum organisiert eine Sonderausstellung.

Mehr Postverkehr blieb nicht die einzige Folge der Erfindung: Nach wenigen Jahren traten die Sammler auf den Plan. 1856 gründete einer der bis heute bekanntesten Briefmarkenhändler, Stanley Gibbons, sein Geschäft. Die Königliche Philatelie-Gesellschaft London ist die älteste der Welt, gegründet 1869. Die deutschen Vereine für Briefmarkensammler haben 39 000 Mitglieder in 1200 Vereinen, sagte der Präsident des Bundes Deutscher Philatelisten, Uwe Decker. Eine »Penny Black« dürften viele besitzen, denn die Marken seien bei Auktionen nicht schwer zu kriegen: »Sie kosten 100 bis 200 Euro, je nach Zustand und Stempel.« Demnächst gebe es in London aber eine Raritätenauktion, bei der eine »Penny Black« auf einem Brief unter den Hammer käme mit Poststempel vom 6. Mai 1840. »Da reden wir über einen Startpreis von 10 000 Euro.« dpa

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