nd-aktuell.de / 06.05.2015 / Brandenburg / Seite 10

Gedenken bekommt Risse

Zehn Jahre nach der Eröffnung des Holocaust-Mahnmals in Berlin hat die Träger-Stiftung Bilanz gezogen. 4,5 Millionen Besucher hätten den unter dem Stelenfeld liegenden Ort der Information besucht, sagte am Dienstag der Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Uwe Neumärker. Im frei zugänglichen Stelenfeld selbst waren vermutlich noch viel mehr Besucher unterwegs.

Dies stellt die Träger indes vor weitere Herausforderungen: Der Umgang mit dem Denkmal und die jetzt schon fällige Sanierung der teilweise stark von Rissen durchzogenen Betonquader sorgen weiter für Diskussionen.

Am kommenden Sonntag jährt sich die Eröffnung des Denkmals vom 10. Mai 2005 zum zehnten Mal. In direkter Nähe des Brandenburger Tores erinnert das Monument an die Ermordung von sechs Millionen Juden zur Zeit des Nationalsozialismus. Das Denkmal nimmt eine Fläche von 19 000 Quadratmetern ein. 2710 Betonstelen in verschiedenen Höhen sind darauf angeordnet. Ursprünglich waren es 2711 - eine wurde abgebaut, um die Ursache für die Risse zu analysieren, die derzeit die wohl größte Sorge der Denkmalstiftung sind.

Die Schäden am Mahnmal sind bereits seit Jahren bekannt. 44 Stelen müssen mit Manschetten gesichert werden. Wie Neumärker nun mitteilte, sollen in den nächsten Wochen erste Reparaturversuche beginnen. Zunächst zehn Stelen sollen probeweise saniert werden. Die Stiftung will danach schauen, ob sich das spezielle Verfahren auch für die anderen, durch Risse beschädigten Stelen eignet. Neumärker zufolge sind inzwischen nahezu alle Betonquader betroffen. Er betonte jedoch, es gebe keine Gefahr beim Besuch des Mahnmals.

Unbehagen bleibt derweil bei den Trägern beim Umgang einiger Besucher mit dem Mahnmal. Besonders Kinder spielen gern zwischen den meterhohen Stelen. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sagte, es sei in Ordnung, dass insbesondere Kinder nicht im Büßergewand das Mahnmal besuchten. Allerdings betonte er auch, Ziel des Bundestags sei es nicht gewesen, eine Touristenattraktion zu schaffen. epd/nd Foto: : imago/Seeliger