Größter Kirchenneubau im Osten wird eingeweiht

Leipzigs Katholiken bekommen ein modernes Gotteshaus - derartige Bauvorhaben sind heutzutage selten geworden

  • Lesedauer: 3 Min.
Leipzigs Katholiken haben eine neue Hauptkirche. Der größte Kirchenneubau in Ostdeutschland seit dem Jahr 1990 wird am Ende deutlich mehr als 15 Millionen Euro gekostet haben.

Leipzig. Am Sonntag wird in der sächsischen Messestadt Leipzig der größte Kirchenneubau Ostdeutschlands seit 1990 eingeweiht. Direkt gegenüber dem Neuen Rathaus hat die katholische Kirche in den vergangenen vier Jahren das neue Gotteshaus errichtet. Im Osten, also quasi in der Diaspora, in einer Stadt, von deren rund 540 000 Einwohnern gerade einmal 25 000 Katholiken sind.

Die Entscheidung für den Neubau, finanziert aus Kirchenmitteln und Spenden, fiel 2008. Die alte Propsteikirche am Rande der Leipziger Innenstadt, ein kantiger grauer Betonklotz aus DDR-Zeiten, war baufällig geworden. Das Grundstück, das der Gemeinde in den 1970er Jahren für einen Kirchenbau zugewiesen worden war, erwies sich als untauglich. Der Untergrund ist sumpfig und kann die 1982 eingeweihte alte Propsteikirche auf Dauer nicht tragen. Auch der alte Bau wurde nach Gemeindeangaben aus Spenden finanziert. Sieben Millionen D-Mark kamen damals von Katholiken aus der Bundesrepublik. Die neue Propsteikirche auf einem knapp 3000 Quadratmeter großen Grundstück am Martin-Luther-Ring kommt im Inneren recht schlicht daher. Die Wände sind weiß, die eckigen, schnörkellosen Kirchenbänke aus hellem Eichenfurnier. »Diese eher romanische Nüchternheit ist Absicht«, sagt Propst Gregor Giele. »Wir sind hier in der Innenstadt. Die ist quirlig, lebendig, laut. Hier komme ich in einen Raum, der reduziert ist auf das Wesentliche.« In der Propsteikirche sollten die Besucher zur Ruhe kommen können. Die Kirche solle zudem offen für alle sein.

Bei den ursprünglich veranschlagten 15 Millionen Euro für den Bau wird es laut Giele nicht ganz bleiben. Er rechnet mit einem Aufschlag von zehn Prozent, unter anderem wegen Bauverzögerungen. Zudem kostete das Grundstück eine knappe Million Euro. Und für die Gestaltung der Außenanlagen und des Umfelds der Kirche müsse noch einmal ein höherer einstelliger Millionenbetrag veranschlagt werden.

Trotz leichter Verzögerungen lief der Bau zumeist nach Plan. Ein kleiner Schock war aber die Nachricht vor wenigen Wochen, dass eine Glocke den Turm wackeln lässt: Die einzig erhaltene historische Glocke stellte sich als zu klein heraus; bei einem Test war ihr Schwung zu schnell, was die Statik des Turms durcheinander brachte. Als Kompromiss wird sie nun nur im Turm aufgestellt und dort angeschlagen. Das Geläut wird allerdings ohnehin erst später angebracht. Auch die Orgel erklingt noch nicht.

Ein ähnlich großes Bauvorhaben gab es in jüngster Zeit in kaum einem der 27 katholischen Bistümer. Vielerorts wurden zudem mehr Kirchen aufgegeben als neue gebaut. Das Bistum Hildesheim zum Beispiel sanierte zwar seinen Dom für 41 Millionen Euro. Dort wurden aber seit 2000 nach Angaben einer Sprecherin 43 Kirchen profaniert und keine neu gebaut. Im Bistum Speyer wurden 20 Kirchen aufgegeben, einen Neubau gab es ebenfalls nicht. Im Erzbistum Köln wurden zwei Kirchen neu geweiht und 22 profaniert. Die katholische Kirche hatte 2013 laut Bischofskonferenz 24,17 Millionen Mitglieder; 2005 waren es noch 25,87 Millionen.

Die alte Leipziger Propsteikirche wurde inzwischen bereits entweiht. »Jetzt ist es nach Kirchenrecht ein ganz normales Haus. Aber es bleibt ein emotional aufgeladener Ort«, sagt Propst Giele. Die Gemeinde wolle das Areal verkaufen. Wahrscheinlich laufe es dann auf einen Abriss des alten Gebäudes hinaus. »Das ist ja immer die Frage, was schlimmer ist: Wenn eine Kirche nachgenutzt wird und ein Kino reinkommt. Oder ein Abriss«, sagt Giele. »Vor der Antwort drücken wir uns, indem wir verkaufen.« dpa/nd

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