Aufstand gegen die Sommerzeit

Im fränkischen Bad Kissingen will man mehr auf die innere Uhr achten

  • Christiane Gläser, Bad Kissingen
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Zeitumstellung belastet manche Menschen, denn sie bringt die innere Uhr durcheinander. Der Kurort Bad Kissingen will das ändern. Es wird sogar der Ausstieg aus der Sommerzeit erwogen.

Im fränkischen Kurort Bad Kissingen im Norden Bayerns spielt man mit dem Gedanken, aus der Sommerzeit auszusteigen - zumindest will man Vorreiter dafür sein. Ein Alleingang dürfte schwierig werden, aber die selbst ernannte »Chronocity« will dafür sorgen, dass bei Arbeit, Bildung und Medizin mehr auf die innere Uhr der Menschen geachtet wird.

Ein Ausstieg aus der Sommerzeit sei indes auch kein Allheilmittel, sagte Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD). »Es geht mir nicht darum, dass Bad Kissingen am Ende die einzige Stadt in Mitteleuropa ist, wo die Uhren anders gehen. Das wäre auf Dauer Unsinn.« Stärker diskutiert werden müsse aber über die Frage, ob die bisherige Uhren-Umstellung sinnvoll sei.

Bad Kissingen ist seit fast zwei Jahren »Chronocity«. Und seitdem spielen in der 21 000-Einwohner-Stadt die verschiedenen menschlichen Chronotypen eine wichtige Rolle. Sie hängen damit zusammen, ob jemand lieber früh oder spät schlafen geht beziehungsweise aufsteht. »Ob einer Frühaufsteher oder Langschläfer ist, ist genetisch bedingt«, sagte »Chronocity«-Initiator Michael Wieden. Während die einen morgens konzentrierter lernen oder arbeiten können, liegt den anderen eher der Nachmittag oder der Abend. Einige Firmen der Stadt nehmen darauf bereits Rücksicht.

Zunächst soll »Chronocity«-Initiator Wieden bis zum Herbst ein Konzept erarbeiten. In der Praxis könnte der Vorstoß dazu führen, dass in Bad Kissingen die Schule später beginnt und dass Unternehmen ihre Dienstpläne mit den Schlafgewohnheiten ihrer Mitarbeiter abstimmen sowie für eine bessere Beleuchtung am Arbeitsplatz sorgen. Denkbar sei auch, Behandlungspläne in den Kureinrichtungen an die innere Uhr der Patienten anzupassen.

Bisher werden die Uhren in vielen Ländern Europas zweimal im Jahr umgestellt: Im Frühjahr werden sie um 2 Uhr morgens um eine Stunde auf 3 Uhr vorgestellt auf die Sommerzeit. Im Herbst geht es zurück auf die normale Zeit. Viele Menschen kritisieren das Hin und Her, weil die Umgewöhnung an die neue Zeit Körper und Seele unnötig belaste. dpa/nd

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