Kleinwaffen und Geld für Rebellen im US-Camp

Die ersten syrischen Kämpfer erhalten in Jordanien eine militärische Ausbildung

  • Karin Leukefeld
  • Lesedauer: 3 Min.
Die US-Administration hat mit der Ausbildung von rund 90 Kämpfern begonnen, die nach dem Willen Washingtons den Kern einer neuen syrischen Armee bilden sollen.

Taktik, Tarnen und Schießen gehören zu jenen militärischen Strukturen und Fähigkeiten, die US-Ausbilder jetzt syrischen Kämpfern vermitteln. Diese Ausbildung sei »ein wichtiger und komplexer Teil unserer Strategie zum Kampf gegen ISIL«, erläuterte US-Verteidigungsminister Ash Carter vor Journalisten. Dabei benutzte er die englische Abkürzung für den »Islamischen Staat im Irak und in der Levante«. Gemeinsam mit dem Chef der US-Streitkräfte, General Martin E. Dempsey teilte er zum Ende der Woche mit, dass die Ausbildung in Jordanien stattfinde.

Die Personen, die ausgebildet würden, seien »in hohem Maße überprüfte Individuen«, versicherten die Militärs. Die Ausbilder seien »sehr erfahren«. Der Unterrichtungsort werde geheim gehalten. Die Kämpfer erhielten eine »Entlohnung und Kleinwaffen«. In einigen Wochen werde eine weitere Gruppe ausgebildet. Danach sollen die Kämpfer »in Operationen eingeschleust« werden.

Ziel der Ausbildung und der Ausrüstung sei »speziell der Kampf gegen ISIL«, bekräftigte der US-Verteidigungsminister. Das Programm sehe nicht vor, eine neue syrische Streitkraft zu bilden, die gegen die bereits vorhandene syrische Armee (»Assads Truppen«) kämpfen solle. Sollte diese gegen die von den USA ausgebildeten Kräfte kämpfen, habe das US-Verteidigungsministerium für sie »eine Verantwortung«.

General Dempsey fügte hinzu, dass das Ausbildungsprogramm Teil einer »sehr viel umfangreicheren Strategie« sei. »Vor zwei Jahren war Assad an einem Punkt, wo wir dachten, er sei im Nachteil und die Opposition werde stärker. Dann wiederum wandelte sich die Situation ins Gegenteil.« Sollten die Machtverhältnisse sich überstürzt verändern, bedeute das eine weitere Destabilisierung Syriens und eine »Verschärfung der humanitären Krise«. Die Ausbildung einer »moderaten syrischen Opposition« könne einen langfristig »stabilisierenden Einfluss« bedeuten. Die US-Diplomaten müssten allerdings eine solche »moderate Opposition« noch ausfindig machen.

Weitere Ausbildungsprogramme sollen in Katar, Saudi-Arabien und in der Türkei stattfinden. Allerdings brüskierten diese drei Staaten die US-Armee, als sie offenbar entgegen deren Willen Tausende Kämpfer aus der Türkei in die nordsyrischen Provinzen Idlib und Aleppo schickten, um die syrische Armee dort zu einer Entscheidungsschlacht zu zwingen. US-Generalmajor Michael Nagata, der ursprünglich das Ausbildungsprogramm für syrische Kämpfer entworfen hatte, war daraufhin Mitte April zurückgetreten.

Die Türkei, Katar und Saudi-Arabien machen kein Geheimnis daraus, dass sie den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad tot oder lebendig von der Macht vertreiben wollen. Selbst US-amerikanische Syrienkenner wie der ehemalige US-Botschafter in Syrien Robert Ford oder Frederic van Hof vom Atlantic Council’s Rafik Hariri Center for the Middle East, fordern ein härteres Durchgreifen in Syrien, einschließlich des Einsatzes von US-Spezialkräften, um einen Sturz der syrischen Führung auszulösen.

Angesichts der Vielzahl bewaffneter Gruppen in Syrien und wiederholter falscher Einschätzungen der »Freunde Syriens«, könnte das US-Ausbildungsprogramm allerdings erneut zur Stärkung der radikalsten Kampfgruppen in Syrien, der Nusra Front und des Islamischen Staates (IS) beitragen. Wiederholt haben diese Gruppen sich gegen andere Kampfverbände durchgesetzt und deren Waffenarsenale - geliefert von den »Freunden Syriens« - geplündert.

Der US-Kongress bewilligte 500 Millionen US-Dollar für das erste Jahr des Ausbildungsprogramms, in dem 5000 Kämpfer trainiert werden sollen. Nach Angaben des Pentagon haben sich bisher 3750 syrische Freiwillige angemeldet, von denen 400 vorläufig überprüft worden seien. Jordanien hatte bereits im März erklärt, »syrische Stämme« auszubilden, damit diese gegen den IS kämpfen.

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