Touristen? Zombies

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 1.0 Min.
Italiens Weltkulturerbe: 41 Stätten. Rekordplatz. Jetzt ist die UNESCO entsetzt, wegen »alarmierender Nachlässigkeit«. Die Natur der Amalfi-Küste, Mosaike der Villa del Casale auf Sizilien, Häuser in Venetien - der Massentourismus wütet, als schicke Müntefering seine Heuschrecken. Der Mensch ist eben nicht fürs Friedliche geschaffen. Seine Armeen kommen selbst dort, wo sie vor langer Zeit geschlagen wurden, nicht zur Ruhe: Als Zombies, getrieben von der Droge Neugier, dieser Reisebü-Roheit der Neuzeit, tauchen sie Jahrhunderte später an den Stätten der Vergangenheit wieder auf. Als Touristenheere. Und sie erledigen jenen restaurierten Rest, der einst soldatischer Zerstörungswut entkam. Italien. Nicht nur eine Wiege der Kultur, sondern auch ihr Grab: Plastetüten in den Pinien, Hotelbeton neben dorischen Säulen, Autobahnen quer durch die Klassik. Setzten Palast-Erbauer damals auf Ewigkeit, so baut der Tourist an wahrer Zukunft: an Verwitterung und Verfall. Jede Pauschalreise als Arbeit am Zustand vor und nach uns. Herumkratzen am Colosseum ist praktizierte Demut, denn indem wir reisen, vernichten wir - und schaffen so einen weiteren Beweis unserer Nichtigkeit. Offenbar kann alles Menschenwerk zur Weltkul...

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