Dreiviertel-Schwalbe als Spielverderber

Champions League: Hamburger SV »unglücklich« von Arsenal London vorgeführt

  • Matthias Koch
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
David Jarolim ließ in den Katakomben der AOL-Arena eine Endlosschleife laufen. Der Kapitän des Hamburger SV versuchte die Leistung seiner Mannschaft bei der 1:2-Niederlage gegen Arsenal London immer wieder aufzuwerten. »Ich weiß nicht, ob die Partie ohne das frühe Elfmetertor für Arsenal und die damit verbundene Hinausstellung unseres Torhüters Sascha Kirschstein anders gelaufen wäre. So ist Fußball. Aber wir müssen speziell das gute Gefühl der letzten Minuten dieses Spiels in die nächsten Bundesligapartien nehmen.«
Der knappe Endstand und der Mut der Verzweiflung in der Schlussphase, die einen Lattenschuss von Piotr Trochowski und das Anschlusstor durch Boubacar Sanogo mit sich brachte, verklärte bei einigen Nordlichtern den Blick. Denn über weite Strecken wurde das von zahlreichen Verletzungen und Formkrisen geplagte HSV-Team von den technisch versierten Londonern vorgeführt. Und dass der vom holländischen Nationalkicker Robin van Persie per »Dreiviertelschwalbe« erschlichene Elfmeter unberechtigt war, interressiert bald keinen mehr.
Arsenal-Trainer Arsene Wenger ging im Gegensatz zum spielfreudigen Ex-Dortmunder und Neu-Londoner Tomas Rosicky, der die Begegnung mit einem Knaller in den linken oberen Winkel zum 0:2 praktisch entschieden hatte, verbal sehr behutsam mit dem Konkurrenten um. »Der HSV hat nie aufgegeben. Er hat bewiesen, dass man bei einem Regionalligisten im Pokal verlieren und dennoch in der Champions League ein gutes Spiel abliefern kann«, lobte Wenger freundlich. »Der HSV hat noch alle Chancen, weiterzukommen.«
Dies gelingt jedoch nur, wenn irgendwann mal der erste Pflichtspielsieg dieser Saison herausspringt. Die nächsten Gelegenheiten gibt es in den Meisterschafts-spielen am Sonnabend bei Borussia Dortmund und eine Woche später daheim gegen Werder Bremen. Danach steht die Europapokal-Reise zu ZSKA Moskau an.
HSV-Coach Thomas Doll gestand (mal wieder) ein, dass seine Mannschaft »gerade ein kleines Tal durchläuft«. Es sei aber auch eine Chance, gestärkt aus dieser misslichen Situation herauszukommen. Die Champions League, an der die Hamburger nach sechsjähriger Abstinenz wieder teilnehmen, kann dabei durchaus helfen. Denn die Mannschaft, die ohne ihre Superstars Rafael van der Vaart und Juan Pablo Sorin (beide verletzt) auflief, muss sich noch finden.
Für Jens Lehmann, den deutschen Nationalkeeper in Londonern Diensten, ging in Hamburg trotz des Sieges übrigens eine Rekordserie zu Ende. Der 36-Jährige musste nach 853 Minuten mal wieder ein Gegentor in der Champions League hinnehmen. Genützt hat es den Hamburgern nichts.

Champions League in Zahlen
Gruppe E:
Dynamo Kiew - Steaua Bukarest 1:4 (1:3), Olympique Lyon - Real Madrid 2:0 (2:0). Gruppe F: Manchester United - Celtic Glasgow 3:2 (2:2), FC Kopenhagen - Benfica Lissabon 0:0. Gruppe G: FC Porto - ZSKA Moskau 0:0, Hamburger SV - FC Arsenal 1:2 (0:1). Gruppe H: RSC Anderlecht - OSC Lille 1:1 (1:0), AC Mailand - AEK Athen 3:0 (2:0).

Hamburg - Arsenal London 1:2 (0:1)
Hamburg:
Kirschstein - Demel (53. Mahdavikia), Reinhardt, Kompany, Mathijsen - de Jong - Jarolim, Wicky (12. Wächter) - Trochowski - Sanogo, Ljuboja (82. Guerrero).
FC Arsenal: Lehmann - Eboué, Touré (29. Hoyte), Djourou, Gallas - Hleb (69. Flamini), Fabregas, Gilberto Silva, Rosicky - van Persie (70. Baptista), Adebayor.
Tore: 0:1 Gilberto Silva (12./Foulelfmeter), 0:2 Rosicky (53.), 1:2 Sanogo (90.+1). SR: Fröjdfeldt (Schweden). Zuschauer...

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