Milch und Butter sind zu billig

Landesbauernpräsident kritisiert bei Landwirtschaftsausstellung die Preissenkungen

  • Lesedauer: 3 Min.
Im Streit um die Tierhaltung mischen sich »Ideologien und Legenden« unter die Fakten, meint Ministerpräsident Dietmar Woidke.

Paaren/Glien. »Tierhaltung interessiert die Menschen zu Recht. Doch mischen sich hier Ideologien und Legenden unter die Fakten«, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Freitag bei der Landesbauernversammlung in Paaren/Glien. Die Versammlung findet dort traditionell während der Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung (BraLa) statt.

Der Ministerpräsident hob hervor, dass Agrarpolitik und Landwirtschaft in Brandenburg das Tierwohl sehr ernst nehmen. Gleichzeitig müsse die Landwirtschaft leistungsstark und wettbewerbsfähig bleiben. »Die Pauschalkritik gegen Großbetriebe geht bezogen auf die Tierhaltung ins Leere«, sagte Woidke. »Denn die Betriebsgröße ist kein Maßstab für die Bedingungen der Tierhaltung. Es ist ein Irrglaube, dass konventionelle Landwirtschaft per se schlecht ist. Der Maßstab ist vielmehr allein das Tierwohl.« Woidke ist von Beruf promovierter Agraringenieur mit Schwerpunkt Tierproduktion. Er verwies auf eindeutige Mindeststandards, die jeder Agrarbetrieb einhalten müsse. In Brandenburg gelten dem Ministerpräsidenten zufolge sowohl bei der Basisförderung als auch bei der Premiumförderung durch den Staat höhere Kriterien für artgerechte Tierhaltung als gesetzlich vorgeschrieben.

Bei der mittlerweile 25. Auflage der Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung in Paaren/Glien sind knapp 300 Aussteller und 500 Tierzüchter vertreten. Noch bis zum 17. Mai bietet die BraLa wie gewohnt »Landwirtschaft zum Anfassen«.

Der Landtagsabgeordnete Benjamin Raschke (Grüne) sieht hier eine verpasste Chance: »Landwirtschaft zum Anfassen ist eine gute Sache, aber die gewaltigen Herausforderungen bleiben leider noch immer ausgeblendet«, bedauert Raschke. »Die Gefahren durch Pestizide werden mittlerweile diskutiert, aber die gesellschaftliche Debatte um die Massentierhaltung ist auf der BraLa noch nicht angekommen«, stellt er fest. »Die Besucherinnen und Besucher erfahren nichts darüber, wie belastet das Trinkwasser durch die ständige Überdüngung von Wiesen und Feldern ist, und schon gar nichts über Lösungswege.« Die drohende Zulassung neuer Genpflanzen sei ebenfalls kein Thema. Über die bloße Vorstellung einzelner heimischer Agrarbetriebe hinaus fehlen nach Ansicht von Raschke die Ideen, wie die regionale Verarbeitung in den nächsten Jahren ausgebaut werden kann.

»Die Verbraucherinnen und Verbraucher aber wollen nicht nur einmal im Jahr idyllische Landwirtschaft, sondern jedlen Tag gesunde und sichere Lebensmittel aus der Region, ohne Qualzucht oder Pestizide.« Die BraLa habe das Potenzial zu zeigen, »wie die Brandenburger Landwirtschaft genau das schaffen kann«. Dafür müsste man in den nächsten Jahren diese Diskussion aber auch auf die Messe holen, findet der Landtagsabgeordnete.

Die brandenburgischen Milchbauern haben Preissenkungen für Milch und Butter kritisiert. »Molkereien und Handel bereiten damit dem Berufsstand ohne Not große Schwierigkeiten«, sagte der Präsident des Landesbauernverbandes, Udo Folgart, am Freitag bei der Landesbauernversammlung. Die Preise liegen derzeit vier bis fünf Prozent unter denen des Vorjahres, obwohl die Milchmenge um zwei Prozent gesunken sei, erklärte Folgart, der auch Präsident des Verbandes der Deutschen Milchwirtschaft ist. Ende März war nach 30 Jahren die Milchquote ausgelaufen. Nun entscheiden allein Angebot und Nachfrage über den Preis. Udo Folgart gehört schon seit 2004 der SPD-Landtagsfraktion an. nd

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