Konrad-Adenauer-Stiftung initiiert »Muslimisches Forum Deutschland«

Neue islamische Interessenvertretung sorgt für Streit unter Muslimen

  • Fabian Köhler
  • Lesedauer: 3 Min.
Eigentlich soll das »Muslimische Forum Deutschland« liberalen Muslimen eine Stimme geben. Doch warum stecken dann Christ-Konservative dahinter?

Die Konrad Adenauer Stiftung »sagt dem Islam den Kampf an«, schreibt ein Blogger. Im Kölner Domradio befürchtet ein Theologe die »Spaltung der Community«. Von einem »Skandal« ist die Rede. Und das nur weil ein paar Muslime sich zusammengeschlossen haben, um für einen liberalen Islam zu werben?

Nein. Als am 22. April die Gründung des »Muslimischen Forums Deutschland« bekannt wurde, sorgte bei Kritikern vor allem der Bekanntmacher für Empörung: Die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU (KAS) hat die Gründung initiiert. Der Verdacht: Will sich hier eine deutsche Regierungspartei einen politischen Verhandlungspartner nach Maß schaffen und bestehende Interessenvertretungen schwächen?

»Die Medien wollen eine Kontroverse aufbauen, die es so nicht gibt«, sagt Abdul-Ahmad Rashid Rashid. Der ZDF-Redakteur ist einer der 16 Erstunterzeichner der Gründungserklärung und seit dem 14. April kommissarischer Sprecher des Forums. Er erklärt, nicht die KAS sondern einer der Unterzeichner habe die Gründung angeregt. Bloß Fahrtkosten und »ein bescheidenes Mittagessen« habe die KAS finanziert. Auch bei der KAS selbst sieht man die Sache gelassen: Beratend habe man zur Seite gestanden und »die Infrastruktur für das Treffen bereitgestellt«, erklärt Sprecher Matthias Barner.

Der Islamwissenschaftler Muhammad Sameer Murtaza. sieht das Zustandekommen des Forums kritischer: »Augenblicklich hat man das Gefühl, als würden die Mitglieder des Muslimischen Forums Deutschlands das Muslimsein als eine Frage der Geburt oder der Abstammung missverstehen.« Murtaza hinterfragt, warum in dem Forum Personen, »die mit der Gemeinschaft nichts im Sinn haben, für die Muslime sprechen wollen?« Der KAS wirft er vor, »muslimische Persönlichkeiten zu instrumentalisieren.« Für Sprecher Abdul-Ahmad Rashid sind die »islamkritischen Stimmen«, die in dem Forum auch vertreten sind, hingegen »wichtiges Korrektiv«. »Wir wollten kein Kaffeekränzchen werden.«

Auf den ersten Blick könnte die Liste der Erstunterzeichner kaum pluraler sein: Sechs Frauen, neun Männer. Ein Christ, ein Alevit und sogar eine Jezidin finden sich darunter. Von den meisten hat man irgendwann in der Zeitung oder im Fernsehen schon einmal etwas zum Thema Islam gehört. Ein anderes Bild ergibt sich jedoch, wenn man die Erstunterzeichner politisch einordnet: Fast alle sind Vertreter jenes Spektrums, welches (wie die CDU) den großen »konservativen« Islamverbänden kritisch gegenüber steht: Da ist zum Beispiel der aktuelle Popstar der Islamischen Theologie Mouhanad Korchide, dessen Verhältnis zu den Islamverbänden seit Jahren heillos zerstritten ist. Auch Religionspädagogin Lamya Kaddor, die in Talkshows regelmäßig über Extremismus unter Muslimen aufklärt, ist dabei. Einigen, wie dem Publizisten Ralph Ghadban oder der Journalistin Cigdem Toprak, werden sogar islamfeindliche Positionen vorgeworfen.

Der bekannteste Vertreter der großen Islamverbände, Aiman Mazyek, gibt sich dennoch versöhnlich. Das Forum sei ein Thinktank, wie es schon andere gegeben habe: »Wenn das Forum uns dabei unterstützen kann, was Gleichstellung und Gleichbehandlung der muslimischen Gemeinden in Deutschland angeht, wäre das sicherlich ein positives Signal.« Und auch Forumssprecher Rashid streckt die Hand aus: Ja, er könne die Kritik verstehen und verspricht: »Wir werden nicht am Tropf der KAS hängen.«

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