nd-aktuell.de / 27.05.2015 / Brandenburg / Seite 10

Bürgerdialog zu Garnisonkirche verschoben

Soll sie als Barock-Duplikat eine offene Wunde im Stadtbild heilen? Ist sie als Symbol der Kumpanei von preußischem Militarismus und Nazi-Herrschaft zu verhindern? Potsdam ist uneins.

Potsdam. Der Bürgerdialog zur Potsdamer Garnisonkirche liegt weiter auf Eis: Der Start der öffentlichen Veranstaltungen sei vom Mai auf den Herbst verschoben worden, weil in den laufenden Vorgesprächen noch keine Einigung über Ziele und Themen erzielt worden sei, berichtet am Dienstag die »Märkische Allgemeine«. Der Dialog war im vergangenen Jahr nach einem erfolgreichen Bürgerbegehren gegen die Garnisonkirche von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) vorgeschlagen worden.

Derzeit sei aber offen, ob der geplante Wiederaufbau der 1945 zerstörten und 1968 in der DDR abgerissenen Barockkirche überhaupt Thema des Dialogs wird, hieß es. Die 2013 erteilte Baugenehmigung für den Wiederaufbau der Kirche läuft 2019 ab. Falls bis Ende 2030 nicht wesentliche Teile der Kirche errichtet sind und die weitere Finanzierung nicht absehbar ist, soll das Baugrundstück wieder an die Stadt zurückgehen.

In dem Bürgerbegehren hatten innerhalb weniger Wochen mehr als 14 000 Potsdamer gegen den Wiederaufbau votiert. In den Bürgerdialog sollen nach derzeitigem Stand auch Städtebaufragen im Umfeld des historischen Standorts der Garnisonkirche einbezogen werden.

Bisher seien zwölf Einzelgespräche mit Gegnern und Befürwortern des Wiederaufbaus geführt worden, hieß es. Weitere Gespräche seien vereinbart. Erst nach Abschluss und umfassender Auswertung dieser Vorgespräche könne nach Angaben des mit der Moderation beauftragten Beratungsunternehmens das weitere Vorgehen festgelegt werden.

Die Garnisonkirchenstiftung habe inzwischen angeregt, neben dem Rechenzentrum aus DDR-Zeiten, der historischen Grünfläche Plantage, dem Stadtkanal und dem früheren Platz an der Garnisonkirche auch die alte Feuerwache im Stadtzentrum in die Debatte einzubeziehen, hieß es.

Linksfraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg kritisierte die Themenvielfalt und die Verzögerung. Er verwies gegenüber »nd« auf den im März verabschiedeten Beschluss der Stadtverordneten, die Jakobs schließlich »ganz klar« beauftragt hätten, »zur weiteren Entwicklung des Standortes Garnisonkirche/Rechenzentrum noch im ersten Halbjahr 2015 einen Bürgerdialog einzuleiten«. Der Beschluss besage eindeutig, dass sich der Dialog auf diese Frage beschränken solle. epd/nd