Sonnenflieger wird vom Wetter ausgebremst

Die Schweizer Piloten Piccard und Borschberg sitzen seit fünf Wochen in China fest

  • Andreas Landwehr 
und Joanna Chiu, Nanjing
  • Lesedauer: 3 Min.
Nur wenige Stunden vor dem Start des Solarflugzeugs kam die Absage. Das Wetter ist zu wechselhaft, um den riskanten Pazifiküberflug zu wagen. Jetzt müssen die Luftfahrtpioniere wieder Geduld beweisen.

Schlechtes Wetter hält den Schweizer Sonnenflieger »Solar Impulse 2« in China fest. Stunden vor dem geplanten Start musste der erste Pazifiküberflug eines Solarflugzeugs am Montag verschoben werden. Die Risiken für den Piloten seien zu groß geworden, berichtete die Flugkontrolle. Der Flieger wartet schon seit fünf Wochen in der ostchinesischen Stadt Nanjing auf die richtigen Bedingungen für den Flug nach Hawaii.

Grund für die Absage sei eine Kombination von Faktoren, berichteten die Organisatoren. Das Wetter über dem Pazifik sei instabiler geworden und langfristig schwieriger vorherzusagen. Die Wolkendecke verringere die Aufladekapazität. Um eine Kaltfront über dem Pazifik zu durchqueren, hätte die Flugzeit auf etwa sieben Tage verlängert werden müssen, was für den Piloten kritisch geworden wäre.

Der Abenteurer Andrè Borschberg (62) wollte eigentlich 21 Uhr deutscher Zeit (Dienstag 3 Uhr Ortszeit) zur Überquerung des Pazifiks starten. Es ist mit geplanten sechs Tagen die längste und gefährlichste Etappe auf der Weltumrundung des Flugzeugs, das nur mit Sonnenenergie betrieben wird. Nie zuvor ist ein Solarflugzeug so weit am Stück geflogen.

Mit der Erdumrundung wollen Borschberg und Bertrand Piccard (57) die Möglichkeiten der Solarkraft aufzeigen. »Es ist extrem schwierig und heikel«, sagte Piccard während der Flugvorbereitungen in einem Interview, als der Start noch möglich erschien. Der Pazifik habe »schwierige Wetterbedingungen«, betonte er aber da schon. Wann sich wieder ein Flugfenster auftut, erschien am Abend ungewiss. Der Flug über den Pazifik werde »die größte fliegerische Herausforderung«, die er jemals angenommen habe, sagte Borschberg. Auf den zwölf Etappen der Weltreise wechselt sich der erfahrene Pilot jeweils mit seinem Kollegen Piccard im Cockpit ab.

Sieben Tage wollten ihm die Organisatoren nicht zumuten, da der Flug auch körperlich eine Herausforderung ist. Der Pilot wird auf dem 8172-Kilometer-Flug nach Hawaii nur maximal 20 Minuten am Stück schlafen können. Mit Yogatechniken und Gymnastik im Liegen muss er sich im kleinen Cockpit fit und wach halten.

»Jeden Tag müssen wir genug Energie von der Sonne einsammeln, um Tag und Nacht zu fliegen«, sagte Borschberg. Es sei schwierig, das richtige Wetter zu finden. Die nächste Etappe von Hawaii an die USA-Westküste sollte dann Piccard übernehmen. Die Weltumrundung hatte Anfang März in Abu Dhabi begonnen und über Indien und den Himalaya nach Ostchina geführt. Mit dem Vorhaben wollen die Abenteurer auf die Möglichkeiten der Sonnenenergie hinweisen. »Wir wollen jeden anspornen, die Technologie für einfache Lösungen zu nutzen, um das Probleme anzugehen, das wir unseren Planeten ausplündern, in dem wir mehr Energie verbrauchen als die Welt zur Verfügung stellen kann«, so Borschberg.

Angetrieben wird das einsitzige Karbonfaserflugzeug von vier Elektromotoren. Mehr als 17 000 Solarzellen zapfen der Sonne die erforderliche Energie ab. Die Zellen sitzen auf den Flügeln mit einer Spannweite von 72 Metern - mehr als bei einem Jumbojet. Gespeichert wird die Solarenergie in Lithium-Batterien. dpa

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