nd-aktuell.de / 28.05.2015 / Kultur / Seite 15

Eine wichtige Facette

Goethe & die Romantik

Auf der 84. Hauptversammlung der Goethe-Gesellschaft in Weimar debattieren seit Mittwoch rund 300 Gäste aus 20 Ländern über »Goethe und die europäische Romantik«. In den Vorträgen und Diskussionen gehe es um die Haltung des Dichters zur romantischen Literatur und Kunst wie um den oft behaupteten Widerspruch zur Klassik, sagte der Präsident der literarischen Vereinigung, Jochen Golz, zum Auftakt der Tagung. Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) sei trotz seines kritischen Verhältnisses zur deutschen Romantik von den europäischen Zeitgenossen durchaus als Romantiker wahrgenommen worden.

Die Romantik sei für Goethe »eine wichtige Facette«, sagte die Vizepräsidentin der Gesellschaft und Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt am Main, Anne Bohnenkamp. Der Dichter sei von Weimar aus mit den Romantikern stets »im europäischen Gespräch« gewesen. Der regelmäßige Austausch habe letztlich seine Idee von der »Weltliteratur« hervorgebracht. Dieser Aspekt von Goethes Wirken soll künftig auch im Deutschen Romantik-Museum neben dem Frankfurter Goethehaus thematisiert werden, fügte die Projektverantwortliche für den Museumsneubau hinzu.

Zum Auftakt des Treffens stellten am Mittwoch neun junge Goetheforscher ihre Arbeiten zum Tagungsthema vor. In der Festveranstaltung am Donnerstag im Deutschen Nationaltheater wird der deutsche Germanist Walter Hinderer mit der Goethe-Medaille der Gesellschaft geehrt. Der an der Universität Princeton lehrende Wissenschaftler erhalte die Auszeichnung für seine Kennerschaft der Literatur- und Ideengeschichte der klassisch-romantischen Epoche und für seine verdienstvolle Vermittlung der deutschen Kultur in Amerika, hieß es.

Die Goethe-Gesellschaft wurde 1885 in Weimar gegründet und ist damit die älteste literarische Vereinigung, die einem deutschen Schriftsteller gewidmet ist und die ungeteilt die deutsche Teilung überstand. Die Hauptversammlungen finden alle zwei Jahre im Gründungsort statt. Gegenwärtig hat die Gesellschaft nach eigenen Angaben weltweit etwa 2600 Mitglieder. epd/nd