nd-aktuell.de / 01.06.2015 / Brandenburg / Seite 12

Windräder sind Todesfalle für Fledermäuse

Durch Windkraftanlagen sind in den vergangenen Jahren in Brandenburg mindestens 871 Fledermäuse gestorben.

Potsdam. An Windrädern in Brandenburg sind seit 2002 mindestens 871 Fledermäuse umgekommen. Die Staatliche Vogelschutzwarte habe verendete Tiere zehn verschiedener Arten registriert, antwortete Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage. Damit wurden in Brandenburg bundesweit die meisten Fledermausverluste festgestellt. An zweiter Stelle folgt Niedersachsen mit 273 Funden. Mehr als 200 tote Fledermäuse gab es auch in Sachsen-Anhalt (263) und Sachsen (260).

Nach Angaben der Vogelschutzwarte zeigen diese Zahlen aber nur, wie intensiv die Funde in den einzelnen Ländern erfasst werden und wie hoch die Meldebereitschaft ist. Sie verdeutlichen nicht die tatsächliche Problemlage. Wie viele Fledermäuse pro Jahr an deutschen Windrädern zu Schaden kommen, ist unklar. Schätzungen reichen bis zu sechsstelligen Werten.

Unter den Windrädern finden sich nur Tiere, die Knochenbrüche erlitten oder erschlagen worden sind. In anderen Fällen zerreißen innere Organe durch die großen Luftdruckänderungen: Experten sprechen von einem Barotrauma. »Fledermäuse mit mildem Barotrauma sterben jedoch vermutlich nicht sofort, sondern könnten noch einige Minuten oder sogar Stunden weiterfliegen«, sagt Christian Voigt. In Brandenburg gibt es mehr als 3000 Windräder. Laut Vogelsänger müssen die Betreiber eine Vielzahl von Auflagen zum Schutz der Tiere einhalten. Windräder in besonderen Fledermausgebieten müssen von Mitte Juli bis Mitte September bei bestimmten Witterungsbedingungen abgeschaltet werden, unter anderem bei niedrigen Windgeschwindigkeiten.

Forscher des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung fordern, dass die Betriebszeiten besser mit den Wanderungszeiten der Fledermäuse abgestimmt werden. dpa/nd