Ohne Geschäfte unattraktiv

Experten warnen vor mehr Leerstand in den Innenstädten Sachsen-Anhalts

  • Lesedauer: 2 Min.
Konzepte gibt es viele. Doch was tun, wenn Geschäftsleute ihren Laden dicht machen und den Städten den Rücken kehren? An den Geschäften allein liege es nicht, sagen Branchenkenner.

Halle. »Alles muss raus! Wir schließen« oder »Geschäftsaufgabe - Danke für Ihr Vertrauen«: In Sachsen-Anhalt haben seit Jahresbeginn laut Einzelhandelsexperten etliche kleine Geschäfte dichtgemacht. Betroffen seien Läden in Dörfern, aber auch in bester Citylage. In Halle zum Beispiel stünden in der Fußgängerzone auch Filialgeschäfte leer oder wechselten den Standort, sagte Antje Bauer, Geschäftsführerin für Einzelhandelsfragen bei der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau. Die Gründe seien unterschiedlich, ebenso wie die Kaufkraft in den Regionen. Leerstand schade aber der Attraktivität von Kommunen auf Dauer. Das größte Sorgenkind sei der Fachhandel.

Nötig seien daher fundierte Einzelhandelskonzepte für die Innenstädte und Regionen, mit einem ausgewogenen Branchenmix mit Angeboten für jeden Geldbeutel, sagte Bauer. Nach Ansicht des Handelsverbandes von Sachsen-Anhalt mit Sitz in Magdeburg geht es um noch viel mehr - damit Kunden nicht in die Einkaufs- oder Outletcenter auf der grünen Wiese fahren. »Gerade die Innenstädte müssen gut erreichbar, sauber, gut beleuchtet sein und Parkplätze haben«, sagte Verbandschef Knut Bernsen. »Es ist ja nicht nur das Geschäft, das sich für die Kunden schick machen muss«, sagte er. Immerhin könne der Kunde heute 24 Stunden online auf Shoppingtour gehen.

»Es wird aber auch künftig sehr viele Kunden geben, die sich erst im Internet informieren und dann doch beim Einzelhändler und im Fachgeschäft kaufen. Dort werden sie beraten, können Waren anfassen und anprobieren«, sagte er. »Je mehr wir in den ländlichen Bereich kommen, umso größer werden die Probleme«, räumte er ein. »Jeder Leerstand ist für die Innenstadt ein Attraktivitätsverlust, und die Städte leben auch von Käufern aus dem Umland«, so Bauer.

Sachsen-Anhalts Einzelhändler haben nach Verbandsangaben 2014 einen Umsatz von etwa zwölf Milliarden Euro erwirtschaftet, etwas mehr als 2013. Etwa 70 000 Menschen seien im Einzelhandel tätig. In Dessau-Roßlau führte die Ankündigung des Essener Karstadt-Konzerns, das Warenhaus 2016 zu schließen, zu großer Sorge um weitere Arbeitsplätze im Einzelhandel.

Seit dem 1. Januar gilt in Deutschland der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro Brutto pro Stunde. Laut IHK könnte dies auch ein Grund dafür sein, dass kleine Geschäfte aufgegeben haben - weil höhere Kosten nicht im Verhältnis zum erwarteten Ertrag und der Ladenmiete stehen. Konkret belegen lasse sich dies aber nicht. »Für eine endgültige Bewertung ist das noch viel zu früh«, sagte Bernsen. dpa/nd

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