nd-aktuell.de / 01.06.2015 / Kultur / Seite 15

Mosekunds Montag

Wolfgang Hübner

Um das Leben der Nachbarn angenehmer zu gestalten, hatte Herr Mosekund auf der Mieterversammlung die Funktion des Mußebeauftragten übernommen. Mit Feuereifer machte er sich an seine Aufgabe, schrieb Konzepte, gründete zwei Kommissionen, organisierte eine Aktionswoche und lud Experten zu Vorträgen ein. Die Nachbarn klagten bald, dass der Stress seit dem Amtsantritt von Herrn Mosekund beträchtlich zugenommen habe. »Glauben Sie etwa, ich tue das alles nur zu meinem Vergnügen?« rief Herr Mosekund aufgebracht und erklärte seinen Rücktritt. Abends notierte er in sein Tagebuch: »Diese Menschen in ihrem Alltagstrott haben keinen Sinn für Müßiggang.«