Ferien in der Steinzeit

Im australischen Busch kann man Urlaub in einer Höhle machen

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 3 Min.
Urlaubsziel für Familie Feuerstein oder Paleotherapie für Architektur? In Australien können Steinzeitfans jetzt Urlaub in einer Höhle mitten im Nationalpark machen.

Sind die Schiebetüren offen, blickt man von der Höhle aus direkt in das unendliche Grün der Eukalypten. Dann ist es schwer zu sagen, in welchem Jahrtausend man sich eigentlich befindet. Auch in der Steinzeit hat es hier wahrscheinlich nicht viel anders ausgesehen.

Die neue australische Ferien-Höhle liegt inmitten von 4000 Quadratkilometern privatem Buschland, das Teil des Blue Mountains-Nationalparks ist, rund zwei Autostunden westlich von Sydney. Lionel Bucketts Vater kaufte das Gebiet vor über 60 Jahren eigentlich wegen des wertvollen Holzes. Doch der Australier dachte nie darüber nach, Bäume abzuholzen. Vielmehr fing der Zimmerer, Maurer und Bauarbeiter an, stilvolle Ferienhäuser mitten in den Busch zu bauen. Seine ultimative Kreation ist dabei das Höhlenhaus an einer Klippe, die über das Meer an Bäumen blickt.

Buckett hat die natürliche Form der Höhle bewahrt, mit Hilfe von Stahl und Beton aber doppeltverglaste Fenster und Türen eingezogen, um die Wetterlaunen draußen zu lassen. Die hölzerne Tür am Eingang mag manchen noch an die Feuersteins erinnern, doch im Inneren trifft die Steinzeit auf modernen Luxus. Durch eine Küche geht es über ein paar Treppenstufen in den urigen Wohnraum mit Heizofen und einem mit Känguruhaut bedeckten Bett. Bei gutem Wetter lassen sich die in die Höhlenöffnung eingepassten Schiebetüren vollständig öffnen. Dann fühlt es sich an, als würde man mitten in der Natur sitzen - wie vor Tausenden Jahren.

Wer das Steinzeitgefühl weiterführen will, der kann eine Außendusche nehmen, und sich dabei vorstellen, unter einem Wasserfall zu stehen. Für 680 Euro pro Nacht gibt es in der Höhle aber natürlich auch eine Luxusversion dieser Dusche im Inneren. Im Bad im Höhleninneren können Gäste ihre Hände beispielsweise in einem vom Steinmetz gemeißelten Waschbecken abspülen, eines von vielen künstlerischen Details in der Höhle.

Entdeckt hat der 55-jährige Australier die Höhle auf seinem Grundstück durch Zufall während einer seiner Wanderungen durch den Busch. Drei Jahre dauerte es, bis er die Behörden überzeugen konnte, seine Idee von der Ferienwohnung in der Höhle tatsächlich umzusetzen. Als er sein Projekt endlich genehmigt bekam, baute Buckett 14 Monate an der Höhle herum. Immer wieder bremsten ihn Zweifel, ob er die Natur richtig interpretiere. »Wie beschädigt man den Ort nicht, drängt ihm nicht die krassen, menschlichen Ideen auf, nachdem er Millionen Jahre ungestört war?«, fragt der Australier. Das sei die größte Verantwortung, die er dabei gefühlt habe. Deswegen arbeitete er mit den historischen Werkzeugen einstiger Sträflinge und versuchte alles so organisch wie möglich in die Natur einzupassen. Dazu gehört eine nachhaltige Bauweise mit Solarzellen, guter Isolierung und buschfeuerbeständigen Materialien.

Lässt man die Höhle auf sich wirken, glaubt man fast, die ungewöhnliche Architektur des spanischen Architekten Antoni Gaudi in Australien wieder zu finden. Doch auf die Frage, ob er die Inspiration der vielen Kurven und Rundungen tatsächlich bei Gaudi gefunden habe, lacht der Australier nur und fragt: »Wer ist Gaudi?« Die Natur allein sei hier der Baumeister: Das Design versuche, die runden Formen der Höhle widerzuspiegeln.

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