nd-aktuell.de / 04.06.2015 / Politik

EU will Militäreinsatz gegen Fluchthelfer auch an Land

Europäer hoffen auf grünes Licht von Libyen für geplante EU-Mission

Die EU verhandelt mit Libyen über militärische Aktionen auch an Land. Dabei soll arbeitsteilig vorgegangen werden. Das Kommandozentrum soll in Italien angesiedelt sein, Großbritannien eine UN-Resolution erarbeiten.

Brüssel. Europäische Spitzenpolitiker haben mit der libyschen Regierung über den geplanten EU-Militäreinsatz gegen sogenannte Schlepperbanden im Mittelmeer verhandelt. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini habe am Mittwoch ein »konstruktives« Gespräch mit Libyens Außenminister Mohammed al-Dairi geführt, hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung des außenpolitischen Dienstes der EU. An dem Treffen in Brüssel nahmen demnach auch Italiens Außenminister Paolo Gentiloni und sein britischer Kollege Philip Hammond teil.

Nach den jüngsten Flüchtlingstragödien mit hunderten Toten im Mittelmeer hatten die EU-Staats- und Regierungschefs beschlossen, Boote von Fluchthelfern im Mittelmeer zu zerstören. Als mögliche weitere Stufe ist vorgesehen, auch an Land gegen die sogenannten Menschenhändler vorzugehen. Das Kommandozentrum der Mission »EU Navfor Med« soll nach Plänen der EU in Italien angesiedelt sein, Großbritannien hat die Federführung bei der Erarbeitung eines UN-Resolutionsentwurfs. Dieser soll den Einsatz von EU-Marineschiffen vor der Küste Libyens autorisieren. Dafür ist jedoch zunächst eine Zustimmung des nordafrikanischen Landes nötig.

Libyen lehnt dies bislang jedoch ab. Der UN-Botschafter des nordafrikanischen Landes, Ibrahim Dabbashi, erklärte am Dienstag, sein Land könne kein grünes Licht geben, solange die Europäer ihre Pläne mit den Milizen diskutierten, welche die Küstengebiete des Landes kontrollieren. Stattdessen müsse mit der »legitimierten Regierung als einzigem Repräsentanten des libyschen Volkes« gesprochen werden.

In Libyen ringen derzeit zwei Regierungen um die Macht. Das international anerkannte Parlament war vor den Kämpfen in der Hauptstadt Tripolis nach Tobruk im Osten Libyens geflohen. Der in Tripolis ansässige Nationale Generalkongress wird von einem Bündnis islamistischer Milizen unterstützt. Menschenhändler machen sich das Machtvakuum in Libyen zunutze, um immer mehr Migranten auf oft kaum seetüchtigen und überladenen Schiffen in Richtung Europa zu schicken. Alleine in den ersten fünf Monaten des Jahres kamen dabei im Mittelmeer etwa 1770 Flüchtlinge ums Leben. AFP/nd