nd-aktuell.de / 05.06.2015 / Kultur / Seite 4

Sau-Feminismus

Miss Piggy wird der feministische Sackler Center First Award verliehen

Elsa Koester
Das New Yorker Zentrum für feministische Kunst überreichte Miss Piggy am Donnerstag einen Frauenrechtspreis. In der aktuellen Feminismusdebatte ein Plädoyer für mehr Sau und weniger Stock im Arsch.

Keine Frage: Miss Piggy ist eine coole Sau. Seit 40 Jahren rockt sie mit Kermit die Muppet-Show, und das wenig zimperlich: Kommt ihr ein Frosch oder ein anderer Typ blöd, bekommt er ihren Karateschlag zu spüren. Miss Piggy weiß sich zu helfen. Dafür wurde ihr am Donnerstag der Sackler Center First Award überreicht, der Frauenrechtspreis des New Yorker Zentrums für feministische Kunst. Der Preis geht an Frauen, »die Geschlechtsbarrieren durchbrochen und in ihrer Branche bedeutende Beiträge geleistet haben«.

Steht Miss Piggy für Feminismus? Klar ist: Sie steht für das Bild einer starken, selbstsicheren Sau/Frau mit superweiblichem Look. Lange blonde Haare, glamouröse Kleider, üppige Kurven. Apropos superweiblich: Mit Germany’s Next Topmodel haben Miss Piggys Maße nichts zu tun. Niemals etwas essen, das man nicht hochheben kann, heißt die Devise. Ihr innigster Wunsch: Kermit heiraten, dicht gefolgt von Bond Girl werden, an der Seite von Daniel Craig. Miss Piggy hat keine Kinder. Sie ist eine Showbiz-Frau.

Aktuellen feministischen Debatten verpasst die Puppe im britischen »Daily Telegraph« kräftige Schläge: Es sei egal, ob Spielzeuge für Mädchen pink und für Jungen blau sind, »so lange sie sich nicht mit der Kleidung beißen, die die Kinder gerade tragen«. Und was ist mit dem Gender Gap – verdient sie weniger als Kermit? »Es ist nicht wichtig, wie viel du verdienst; es ist wichtig, wie viel du ausgibst.« Geld ausgeben ist Miss Piggys größtes Hobby. Am liebsten mit Kermits Platin Card, wie sie gerne twittert.

Die Preisvergabe ist vor dem Hintergrund der überspitzten Klischeehaftigkeit Miss Piggys ein Plädoyer in der aktuellen Feminismusdebatte: für mehr Pop, für mehr Sau und weniger Stock im Arsch. Dass Miss Piggy von einem Mann gespielt und gesprochen wird – Frank Oz, bekannt von Ernies Bert –, ist deshalb vielleicht egal. Die Preisträgerin jedenfalls ist außer sich vor Freude: »Moi is thrilled.« Die Feministenwelt ließ sie über den »Telegraph« wissen: »Es ist mir egal, wenn man mich Feministin nennt, so lange ich top bezahlt werde.«