nd-aktuell.de / 16.06.2015 / Kultur / Seite 15

Mit Respekt

Harri Czepuck ist tot

Tom Strohschneider

Wenn Harri Czepuck nach deren Ende auf die DDR zurückblickte, war für ihn nicht zuletzt das an ihrem Untergang mitschuldig, was man das dortige Informationswesen nennen könnte. Harri Czepuck war Teil davon, seine Kritik an den Fehlern war auch eine an sich selbst. Aber dies auszusprechen, hatte er nicht wie andere bis nach der Wende gewartet. Er »machte Ärger, hatte Ärger«, wie es Hermann Kant einmal formulierte, der Czepuck bereits 1948 kennengelernt hatte.

Geboren 1927 in Wrocław, war Harri Czepuck als Achtzehnjähriger der Schlacht von Halbe entkommen. Er kam zunächst in sowjetische, später in polnische Kriegsgefangenschaft, wo er lernte, wie man eine Zeitung macht: »Die Brücke«. 1949 begann er beim »Neuen Deutschland« ein Volontariat, wurde Berlin-Redakteur und ab 1958 der erste Korrespondent der Zeitung in Bonn - wo man ihn zwar nicht wie andere Journalisten zu Teerunden mit Konrad Adenauer einlud, wo man dem »Mann aus der DDR« aber schon bald mit Respekt begegnete, wie sich ein Kollege einmal erinnerte.

Anfang 1966 wurde er stellvertretender Chefredakteur, ein Jahr später auch Vorsitzender des damals noch so genannten Verbandes der Deutschen Journalisten. Kurz bevor dieser 1972 in Verband der Journalisten der DDR umbenannt wurde, geriet Harri Czepuck in Konflikt mit dem damaligen ND-Chefredakteur Joachim Herrmann - und wurde abgesetzt. Zehn Jahre später drängte ihn Herrmann auch beim Journalistenverband zum Rücktritt.

Czepuck wirkte unter anderem am in der DDR erfolgreichen Mehrteiler »Ich - Axel Cäsar Springer« mit, er engagierte sich vor und nach der Wende für die deutsch-polnische Aussöhnung, er schrieb Bücher, die eine große Leserschaft fanden. In der Nacht zum Montag ist Harri Czepuck gestorben.