Putin flexibler

Klaus Joachim Herrmann über das Petersburger Wirtschaftsforum

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Im heimatlichen Petersburg macht Russlands Präsident flexibel Politik. Allein die zwei neuen Gasleitungen im Norden und eine im Süden waren auf dem internationalen Wirtschaftsforum ein strategischer Erfolg bei der Durchsetzung russischer Interessen. Wenn Putins Rechnung aufgeht, erschließt Russland neue Märkte und Regionen, nutzt es äußere Zwänge als Fitmacher der Wirtschaft. Die soll sogar »freier und offener« werden.

Einfallslos schaut der Westen zu. Mit sturen Sanktionen hat die Politik bislang auch nur das erreicht, was schon die Generäle der NATO in ihrer beschränkten militärischen Logik leisten. Das sind Verstimmung, Verschärfung und Eskalation. Kalter Krieg ist längst wieder mehr als nur ein Wort oder vage Erinnerung. Kein noch so dringendes und gefährliches Problem wird nur annähernd gelöst. Es kommen immer weitere hinzu. Kaum zufällig rechnen gerade Ökonomen aus dem in Neutralität erfahrenen Österreich vor, dass vor allem Sanktionen und Gegensanktionen Europa bis zu 100 Milliarden Euro und zwei Millionen Arbeitsplätze kosten.

Putin ist alles andere als der tumbe Tor im Kreml, als den ihn der Westen so gerne darstellt und noch lieber hätte. Es sollte bis zur Erkenntnis der Wirklichkeit nicht noch mehr Krisen und Schäden dauern, bis wieder der Mut zur Politik, am besten einer neuen Ostpolitik, erwacht.

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