Zweite Wahl

PERSONALIE

  • Martin Hatzius
  • Lesedauer: 2 Min.

Als die Berliner Philharmoniker im Mai nach mehreren ergebnislosen Wahlgängen der wartenden Presse ihr Scheitern bei der Benennung eines neuen Chefdirigenten eingestehen mussten, beharrte ihr Sprecher darauf, dass sich die Musiker für das weitere Vorgehen Zeit nehmen würden. Bis man sich auf einen Kandidaten einigen werde, könne durchaus ein Jahr verstreichen. Nun ging es doch deutlich schneller. Exakt sechs Wochen nach dem ersten Versuch gaben die Philharmoniker am Montag die Personalie bekannt, um die so intensiv gerungen worden war: Der Nachfolger von Simon Rattle, der die Philharmoniker 2018 planmäßig verlässt, heißt Kirill Petrenko.

Der 1972 im sibirischen Omsk geborene Russe ist in Berlin kein Unbekannter: Seit 2002 Generalmusikdirektor der Komischen Oper, hinterließ er einen exzellenten Ruf, als er das Haus 2007 verließ. Die Philharmoniker selbst haben ihn als dreimaligen Gastdirigenten erlebt und offenbar in guter Erinnerung behalten. Als möglicher Rattle-Nachfolger galt er von Anfang an, soll aber zunächst abgewinkt haben. Als einziges Spitzenorchester der Welt wählen die Philharmoniker ihren Chefdirigenten selbst.

Wahre Begeisterungsstürme schlugen Petrenko 2013 entgegen, als er bei den Bayreuther Festspielen Wagners »Ring des Nibelungen« einstudierte, Inszenierung: Frank Castorf. »Ohne vordergründiges Pathos«, schrieb nd-Rezensent Roberto Becker damals, habe Petrenko das Mammutwerk spielen lassen, »mit viel Sinn fürs transparente Detail und die musikalische Rede.«

Petrenko, seit September 2013 Generalmusikdirektor der Bayrischen Staatsoper in München, trug maßgeblich dazu bei, dass diese 2014 zum »Opernhaus des Jahres« gekürt wurde. Gleichzeitig wählten die von der Zeitschrift »Opernwelt« befragten Kritiker ihn zum Dirigenten und seine Musiker zum Orchester des Jahres. Sein Vertrag in München läuft bis 2018, soll aber, wie Intendant Nikolas Bachler mitteilte, möglichst verlängert werden. Wann Petrenko in Berlin anfängt, muss in den nächsten Wochen ausgehandelt werden, so die Philharmoniker.

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