Weltelite im Revier

Dreifache Schachweltmeister Wladimir Kramnik und Hou Yifan spielen in Dortmund

  • Dagobert Kohlmeyer, Dortmund
  • Lesedauer: 2 Min.
Wladimir Kramnik zeigt beim Dortmunder Chess-Meeting mal wieder eine Aufholjagd. Publikumsliebling ist jedoch eine Chinesin.

Im Orchesterzentrum ist es still. Jedes Geräusch würde stören - nicht die Zuschauer im Saal, aber die Schachspieler auf der Bühne. Das Musikhaus im Stadtzentrum von Dortmund gehört in diesen Tagen den Denksportlern, die beim 43. Chess-Meeting ihre Figuren setzen. Jeden Sommer locken die internationalen Schachtage einen Teil der Weltelite ins Revier.

In diesem Jahr hatten die Organisatoren eine besonders gute Idee. Seit 1997, als die Ungarin Judit Polgar mitspielte, war keine Spielerin mehr dabei. Umso größer ist die Freude vor Ort, dass mit Hou Yifan aus China die beste aktive Schachspielerin der Gegenwart den Wettbewerb schmückt und ihren männlichen Kollegen einen beherzten Kampf liefert.

Das stärkste Turnier in Deutschland begann mit Überraschungen. Keiner hätte vorher gedacht, dass der russische Seriensieger Wladimir Kramnik zum Auftakt mit Weiß gegen die deutsche Nummer eins, Arkadij Naiditsch, verlieren und dass Liviu-Dieter Nisipeanu nach drei Runden mit 2,5 Punkten in Führung liegen würde. Der aus Rumänien stammende Großmeister spielt seit 2014 für den Deutschen Schachbund. Kramnik fand zumindest schnell in die Spur zurück und gewann dreimal in Folge, darunter gegen Hou Yifan. Mit den schwarzen Figuren knüpfte er im Duell der beiden dreifachen Weltmeister ein feines Mattnetz.

Kurz vor Turnierbeginn wurde Kramnik 40 Jahre alt, er ist damit der Senior des Achterfeldes. Bereits 1992 hatte der Russe mit 16 seinen Einstand in Dortmund gegeben - da waren drei seiner heutigen Kontrahenten noch nicht geboren. »Es ist mein Lieblingsturnier. Nicht nur, weil ich wegen meiner zehn Siege im Guinness-Buch stehe. Vielleicht kann man diese Bestmarke noch ausbauen. Hier begann auch meine internationale Karriere. Und durch die zahlreichen Starts sind mir viele Plätze in der Stadt schon sehr vertraut.«

Ein vertrautes Bild ist auch Kramniks Aufholjagd, die er schon oft in Dortmund demonstrierte. In Runde vier drehte er das Spiel gegen Georg Meier zu seinen Gunsten und schloss zu Nisipeanu auf. Mit je 3,0 Punkten gehen beide an diesem Freitag in die fünfte Runde. Ihr Verfolger ist Vorjahressieger Fabiano Caruana (2,5), der Ende Juni vom italienischen zum Schachverband der USA wechselte.

Hou Yifan ist derweil Publikumsliebling. Sie wird immer als Erste auf die Bühne gerufen, die meisten Augen schauen auf ihr Brett. Die Niederlage gegen Kramnik nahm die Chinesin mit Würde und rang danach drei Männern ein Remis ab. Bis am Sonntag der Sieger - oder die Siegerin - feststeht, hat sie noch Gelegenheit, ein paar Großmeister mattzusetzen.

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