nd-aktuell.de / 03.07.2015 / Politik / Seite 8

Rote-Khmer-Führer wehren sich gegen Urteile

Der ehemalige Staatschef Khieu Samphan und andere vom Sondertribunal Bestrafte vor Berufungsanhörung

In Kambodscha sind ranghohe Anführer der Roten Khmer gegen ihre Verurteilung in Berufung gegangen, darunter. Nuon Chea (88) und Khieu Samphan (83).

Phnom Penh. Vor einem kambodschanischen Sondertribunal haben am Donnerstag die Berufungsanhörungen von zwei Anführern der Roten Khmer begonnen. Der 88 Jahre alte »Bruder Nummer Zwei«, Nuon Chea, und der 83 Jahre alte ehemalige Staatschef Khieu Samphan waren im vergangenen Jahr unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden. Gegen die Urteile hatten die beiden höchsten noch lebenden Anführer der Roten Khmer Berufung eingelegt.

Das von der UNO unterstützte Sondertribunal will in den kommenden zwei Wochen drei von der Verteidigung Nuon Cheas aufgebotene Zeugen hören. Nuon Chea und Khieu Samphan waren beim Auftakt der Anhörungen vor rund 300 Zuschauern anwesend. Laut Gerichtsunterlagen werden die Urteile in dem Berufungsverfahren im ersten Quartal des kommenden Jahres erwartet.

Die Urteile vom August vergangenen Jahres, 35 Jahre nach dem Ende der Herrschaft der Roten Khmer, waren die ersten gegen Khmer-Anführer. Ihnen wird vorgeworfen, von 1975 bis 1979 für den Tod von bis zu zwei Millionen Menschen verantwortlich gewesen zu sein. Die Angeklagten hatten erklärt, von den Verbrechen nichts gewusst zu haben. Die Staatsanwaltschaft des Sondertribunals hatte ihnen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord vorgeworfen. In dem Urteil wurden sie wegen »Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Auslöschung, politischer Verfolgung und anderer unmenschlicher Taten« schuldig gesprochen.

Unter der Herrschaft der Roten Khmer, angeführt von dem 1998 gestorbenen »Bruder Nummer Eins«, Pol Pot, kam fast ein Viertel der Gesamtbevölkerung Kambodschas ums Leben. Die Menschen starben an den Folgen von Zwangsarbeit und Hungersnöten, wurden zu Tode gefoltert oder hingerichtet. AFP/nd