nd-aktuell.de / 03.07.2015 / Politik

Maut kostet bereits jetzt mehrere Millionen Euro

Planung und Beratung werden fast 20 Millionen Euro in den nächsten zwei Jahren beanspruchen

Merkel hatte versprochen, dass sie nie kommen würde. Der Europäische Gerichtshof hat noch nicht entschieden, ob die PKW-Maut legal ist. Und dennoch: Dobrindts Projekt kostet den Steuerzahler schon jetzt mehrere Millionen Euro.

Köln. Obwohl ihre Einführung noch unsicher ist, verursacht die umstrittene Pkw-Maut laut einem Zeitungsbericht in diesem und im kommenden Jahr bereits Kosten in Millionenhöhe. Der »Kölner Stadt-Anzeiger« berichtete am Freitag, Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) habe dem Haushaltsausschuss mitgeteilt, dass sein Haus kurz nach der Sommerpause einen Auftrag an externe Berater mit einem Volumen von vier Millionen Euro vergeben werde.

Im laufenden Haushalt sei demnach zudem vorgesehen, für die Maut insgesamt 76 Stellen unterschiedlicher Besoldung zu schaffen, schrieb der »Stadt-Anzeiger«. Davon seien bereits 22 beim Kraftfahr-Bundesamt sowie zwei beim Verkehrsministerium selbst besetzt worden. Die Besetzung von 15 Stellen im Bundesamt für Güterverkehr und einer weiteren im Ministerium stehe kurz bevor. Haushaltsexperten schätzen dem Zeitungsbericht zufolge, dass in diesem Jahr Gesamtkosten von rund acht Millionen Euro auflaufen können.

Weitere 11,2 Millionen Euro würden laut Entwurf des Bundeshaushalts 2016 im kommenden Jahr für »Ausgaben im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Erhebung der Infrastrukturabgabe« fällig, schrieb der »Stadt-Anzeiger«. Davon entfielen 6,5 Millionen Euro auf Personal, noch einmal vier Millionen auf externe Beratungs-Dienstleistungen.

Der haushaltspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Sven-Christian Kindler, forderte einen Stopp der Maut-Pläne. »Die Bundesregierung muss sicherstellen, dass die Stellen nicht besetzt und die Beraterleistungen nicht vergeben werden«, sagte er dem »Kölner Stadt-Anzeiger«. »Die Mitarbeiter und das Geld lassen sich viel sinnvoller einsetzen als für die gescheiterte Pkw-Maut.« Kindler sprach von einem »abenteuerlichen Umgang mit Steuergeldern«.

Die EU-Kommission hatte Mitte Juni wegen der geplanten Pkw-Maut ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet. Sie befürchtet eine Vorzugsbehandlung von deutschen Autofahrern gegenüber anderen EU-Bürgern. Denkbar ist, dass es zu einem Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof kommt. Dobrindt verschob daher die eigentlich für kommendes Jahr geplante Einführung der Maut auf unbestimmte Zeit. AFP/nd