nd-aktuell.de / 04.07.2015 / Brandenburg / Seite 14

Hamza im Glück

Die Zahl arbeitsloser Ausländer steigt, ihre Erwerbslosenquote ist aber gesunken

Andreas Fritsche
Flüchtlinge könnten gegen den Fachkräftemangel in Brandenburg helfen. Sie müssten nur qualifiziert werden.

Der 26-jährige Hamza Ahmed und zwölf andere Männer aus dem Asylheim der Gesellschaft für Arbeit und Soziales (GefAS) in Fürstenwalde haben Deutsch gelernt und den Schweißerpass gemacht. Vier wurden vom Windkraftanlagenzulieferer Reuther übernommen. Die Firma möchte je nach Auftragslage noch ein bis zwei weitere Flüchtlinge einstellen, berichtet GefAS-Vorstand Siegfried Unger. Im Prinzip ist er zuversichtlich. Zwei Männer machen gerade ein Praktikum. Mehrere Unternehmen fragten an, ob nicht auch eine Qualifizierung von Flüchtlingen in ihrer Branche möglich wäre. Asylbewerber, die einen Lkw oder einen Gabelstapler lenken dürfen, könnten einen Job im Logistikgewerbe finden. Doch Unger schiebt erst einmal keine neuen Ausbildungsprojekte an, weil die GefAS auf einem Teil der Kosten für die Schweißausbildung sitzen geblieben ist. Ungers Ansicht nach müsste der Staat Geld geben.

Die Investition würde sich lohnen. Die Menschen müssten nicht mehr Leistungen beziehen, sondern würden in die Sozialkassen einzahlen. Das Potsdamer Sozialministerium steckte immerhin seit April vergangenen Jahres 1,5 Millionen Euro EU-Mittel in das Landesprogramm »Deutschkurse für Flüchtlinge«. Weitere zwei Millionen sollen fließen. Was berufliche Qualifizierungen betrifft, hofft das Ressort von Ministerin Diana Golze (LINKE) aber auf ein Einsehen des Bundes. Die eigenen Möglichkeiten seien begrenzt.

Seit 2011 stieg die Zahl arbeitsloser Ausländer in Brandenburg von 4079 auf 5133. Aber hat das mit dem Zustrom von Flüchtlingen zu tun? Brandenburg erwartet im laufenden Jahr 14 000 Flüchtlinge und diese dürfen inzwischen schon nach drei Monaten Aufenthalt in Deutschland arbeiten, wenn niemand anders die Stelle will. Doch ob dies eine Rolle spiele bei der Zahl arbeitsloser Ausländer, »lässt sich nach so kurzer Zeit noch nicht mit Sicherheit belegen«, erklärt Dennis Hoffmann, Sprecher der Arbeitsagentur Berlin-Brandenburg. Nach Einschätzung der Arbeitsagentur verbessere die Möglichkeit frühzeitiger Arbeitsaufnahme sogar die Chancen für die Integration in den Arbeitsmarkt. Hoffmann berichtet von einem statistischen Effekt. Zum 1. März seien nicht mehr die Kommunen, sondern die Arbeitsagenturen und Jobcenter für bestimmte geduldete Flüchtlinge zuständig. Dazu gehören abgelehnte Asylbewerber, denen die Ausreise unmöglich ist. Darunter fallen auch Flüchtlinge, die von Menschenhändlern als Arbeitssklaven oder Prostituierte verkauft worden sind, oder die als Zeuge in Verfahren zu Schwarzarbeit aussagen sollen.

Die größte Gruppe der arbeitslosen Ausländer stellen mit 850 aber die Polen. Sie sind EU-Bürger wie auch die 70 erwerbslose Italiener in Brandenburg. Eine signifikante Größe im Hinblick auf die Flüchtlingsfrage sind nur die 420 arbeitslosen Syrer, was einer Steigerung um 300 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Syrische Bürgerkriegsflüchtlinge dürfen sofort arbeiten, sich also auch sofort arbeitslos melden. Im Durchschnitt des Jahres 2008 bewegte sich die Arbeitslosenquote unter Ausländern bei 24 Prozent. Bis 2014 ist sie auf 16,4 Prozent gefallen. Im Juni 2015 lag die Quote bei Ausländern bei 17,2 Prozent, insgesamt bei 8,3 Prozent.