Lichtenbergs erster Musikkindergarten

In der Gundelfinger Straße ist Platz für 85 Jungen und Mädchen

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Neues Haus, neues Konzept, neue Kinder und Erzieher: Lichtenbergs erster Musikkindergarten beginnt sich zu profilieren. Kontakte mit Instrumenten gehören inzwischen zum Alltag.

Seit drei Monaten ist Leben in den Flachbau mit den großen Fenstern und der modernen Backsteinfassade an der Gundelfinger Straße gezogen. »Angefangen haben wir mit zehn Kindern, jetzt sind es 43«, sagt Tobias Lehmann. Der Kitaleiter geht davon aus, dass Anfang nächsten Jahres dann alle 85 Plätze belegt sind. Bereits im August kommen die nächsten 30 Mädchen und Jungen zur Eingewöhnung nach Karlshorst.

Noch ist es eher ein »überschaubares Gewusel«, an dem es jeden Tag etwas Neues zu entdecken gibt - sowohl für die Kinder als auch die Erzieher. »So nach und nach muss sich erst alles einspielen«, sagt Lehmann und lächelt. Dass das für das kleine Team und ihn eine besondere Herausforderung darstellt, spornt ihn an. Denn für den 36-Jährigen geht mit dieser Aufgabe ein großer Traum in Erfüllung. »Ich wollte schon immer eine Kindereinrichtung leiten und dabei viel von meinen eigenen Vorstellungen einbringen«, betont er. Vom Träger Kindergärten NordOst bekommt er nun die Chance.

Erfahrungen konnte der Familienvater bereits im Musikkindergarten Berlin sammeln. Drei Jahre lang arbeitete er in der vom Generalmusikdirektor der Staatsoper, Daniel Barenboim, initiierten Einrichtung. »Ich habe mich in das besondere Konzept verliebt«, gesteht der Kitaleiter, »weil es nicht um Musikerziehung, sondern um Bildung durch Musik geht.«

In Lichtenberg soll nun »eine Mischung aus verschiedenen Projekten umgesetzt werden«. Und wie sieht das in der Praxis aus? Tobias Lehmann möchte, dass in jeden Raum Musik kommt. Das Motto der offenen Arbeit erleichtert aus seiner Sicht diesen Anspruch. Denn überall im Haus, an den Wänden, in Kisten, in Regalen, finden die Kinder Instrumente. Dazu gehören auch Utensilien, durch deren Gebrauch unterschiedliche Töne hörbar werden. Ein hohler Plastikkanister, auf den man trommelt, oder Rohre in allen möglichen Größen gehören dazu.

Nach Lust und Laune können diese Dinge benutzt werden. Im Kreativraum gibt es auch die Möglichkeit, gemeinsam mit einem Erzieher Instrumente zu bauen. Natürlich seien erste Kontakte mit Musikinstrumenten wichtig, aber genauso viel Wert lege das Team auf die spielerische Schulung des Gehörs und des Rhythmusgefühls. »Es geht um ein Aufwecken und Erfahren der eigenen Sinne«, erklärt Tobias Lehmann.

Regelmäßig werden Musiker eingeladen, die ihre Instrumente auch erklären. Entstehen soll außerdem ein Netzwerk. Lehmann will Kontakte zur Musikschule aufnehmen, zur Landesmusikakademie und zu anderen Kitas. Er träumt außerdem von einer Erzieherband und einem Elternchor. »Aber das ist alles Zukunftsmusik, jetzt stehen erst einmal die Kinder im Vordergrund«, betont er. Die nehmen bereits täglich begeistert am Morgenkreis teil. Dabei wird gesungen und musiziert. Doch Lehmann betont: »Wir legen viel Wert auf ein soziales Miteinander durch Musik.« Im Vordergrund stehe keinesfalls das Erlenen eines Instrumentes.

Jugendstadträtin Sandra Obermeyer (für LINKE) freut sich, »dass im familienfreundlichen Bezirk Lichtenberg jetzt die vielfältigen Angebote in den Kindertagesstätten durch die erste Einrichtung mit musikalischem Schwerpunkt bereichert wird«.

Für den Neubau in Karlshorst investierte der kommunale Eigenbetrieb Kindergärten NordOst fast zwei Millionen Euro. 427 000 Euro gab das Land Berlin dazu.

Musikkindergärten gibt es mittlerweile in vielen Bezirken. Die Konzepte unterscheiden sich allerdings ein wenig. Wer bestimmte Kriterien erfüllt wie tägliches Singen oder die Einbeziehung rhythmischer Instrumente, kann den Felix - ein Gütesiegel - beantragen. Anfangs wurde das Siegel vom Deutschen Chorverband verliehen, inzwischen von den Carusos. Tobias Lehmann will sich um so ein Zertifikat bemühen.

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