nd-aktuell.de / 11.07.2015 / Politik / Seite 6

Die Großen von Ufa vor dem Sprung

China, Russland und andere fordern den Westen heraus

Klaus Joachim Herrmann

Der »inoffizielle und alternative Status« einer um Indien und Pakistan erweiterten Shanghaier Kooperationsorganisation (SCO) könne »Große Acht« lauten, frohlockte die amtliche russische Nachrichtenagentur TASS am Freitag. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte werde die auf Sicherheitsfragen im asiatischen Raum spezialisierte Organisation um zwei neue Mitglieder erweitert, informierte Russlands Präsident Wladimir Putin.

Das könnte sich durchaus als etwas längerer Prozess erweisen, weil es sich immerhin um zwei Atommächte handelt, die auch noch zerstritten sind. Hoffnungsvoll stimmt, dass die Premierminister der Nachbarn Indien und Pakistan, Narendra Modi und Nawaz Sharif, in »freundlicher Atmosphäre« am Rande des Gipfels in Ufa einen Besuch im pakistanischen Islamabad vereinbarten.

Der Hinweis auf »Große Acht« meinte zum Abschluss der zwei Gipfeltage der Organisation in der zur Russischen Föderation gehörenden Republik Baschkortostan mehr als nur die schlichte Addition mit den bisherigen Mitgliedern China, Russland, Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan. Ganz sicher führte die Feder auch Stolz auf das wachsende Potenzial der Organisation, die schon bisher ein Viertel der Weltbevölkerung in ihrem Einflussgebiet zählt.

Mehr noch wurde aber Zufriedenheit offenkundig, den USA, dem Westen und den von ihnen dominierten Organisationen und Institutionen wie IWF und Weltbank künftig besser Paroli bieten zu können. Die neuen G8 wären dann sogar eins mehr, während die alten G8 ohne Russland, das ja vor die Tür gesetzt wurde, nur noch G7 zählen.

Mit China und Russland als den treibenden Kräften formiert sich mit der Shanghaier Organisation und den mit ihnen in BRICS vereinten Schwellenmächten Brasilien, Indien und Südafrika, die zuvor in Ufa berieten, ein neues Machtzentrum. In einer multipolaren Welt werde es den USA ihre Position zunehmend streitig machen, heben besonders russische Kommentatoren gern hervor. Sie sehen den Versuch einer Einkreisung und Isolation Russlands als gescheitert an.

Zudem werde eine erweiterte Kooperation und das Zusammenlegen der Ressourcen und Märkte »uns einen gewaltigen ökonomischen Sprung ermöglichen«, warb Präsident Putin bei einem Treffen mit den Gipfelteilnehmern.