nd-aktuell.de / 15.07.2015 / Politik / Seite 8

Millionen für Ergreifung von »El Chapo«

Mexiko setzt Kopfgeld auf geflohenen Drogenboss aus

Laurent Thomet, Mexiko-Stadt

Mexiko-Stadt. Nach der filmreifen Flucht des Drogenbosses Joaquín »El Chapo« Guzmán aus einem Hochsicherheitsgefängnis hat die mexikanische Regierung umgerechnet 3,5 Millionen Euro Belohnung auf Hinweise zu seiner Ergreifung ausgesetzt. Zwei Tage nach Guzmáns Ausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis wurden zudem der Gefängnisdirektor und der Chef der Strafvollzugsbehörde gefeuert. Der Drogenboss müsse bei seiner Flucht Helfer unter den Gefängnismitarbeitern gehabt haben, sagte Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong.

Guzmán, einst meistgesuchter Verbrecher der Welt und milliardenschwerer Chef eines globalen Drogenkartells, war am Samstagabend durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel unter seiner Zellendusche aus dem Gefängnis getürmt - obwohl seine Zelle rund um die Uhr mit Videokameras überwacht wurde und er zudem eine elektronische Fessel trug.

Wie Innenminister Osorio Chong sagte, gab es in der Zelle aus Gründen der Privatsphäre allerdings »zwei tote Winkel«, die nicht per Kamera überwacht wurden. Die elektronische Fußfessel habe zudem nur innerhalb der Gefängnismauern funktioniert.

Nach Angaben von Generalstaatsanwältin Arely Gómez wurden bislang 34 Gefängnismitarbeiter und 17 Häftlinge von den Ermittlern verhört. Unter den Befragten waren nach Angaben aus Justizkreisen die für Guzmáns Zelle zuständigen Wächter und die Gefängnismitarbeiter, die die Videoüberwachung auswerteten. Vernommen wurden zudem zwei Anwälte Guzmáns. Verhört werden soll auch der Besitzer des Grundstücks, auf dem der Fluchttunnel in einem Rohbau endete sowie alle Besucher Guzmáns während seiner 17-monatigen Haft.

Der Innenminister forderte die Mexikaner auf, den Behörden bei der Suche zu helfen. Hinweise bei einer eigens eingerichteten Hotline würden vertraulich behandelt. Die ausgesetzte Belohnung in Höhe von umgerechnet 3,5 Millionen Euro ist das Doppelte der Summe, die die Regierung normalerweise für Hinweise auf Drogenbosse zahlt. AFP/nd