Pleitebank kommt an die Börse

Wiederprivatisierung des Kernstücks wird vermutlich Verlustgeschäft

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Jahr 2009 wurde die Pleitebank Hypo Real Estate verstaatlicht. Ihr Kernstück geht nun wieder an die Börse und wird dort weit unter Wert verkauft.

Am heutigen Donnerstag wird ein Kapitel der Geschichte der deutschen Bankenrettung beendet. Die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) - das Kernstück der verstaatlichten Hypo Real Estate - geht an die Börse. Der Bund will dabei bis zu 80 Prozent aller Aktien loswerden - Minimum sind 75,1 Prozent. Auch wenn alles gut läuft, dürften die Anteile jedoch über eine Milliarde Euro unter Buchwert verkauft werden.

Im Jahr 2008 fing die Geschichte an, als die Finanzkrise infolge der Lehman-Pleite nach Deutschland überschwappte. Die HRE stand bald kurz vor der Pleite und konnte durch das Eingreifen des Staates gerettet werden. Bis zu 175 Milliarden Euro an Kapitalspritzen und Liquiditätsgarantien machte die Bundesrepublik dafür locker; seit Oktober 2009 ist sie dafür alleinige Eigentümerin der in München ansässigen Bank.

Die EU-Kommission billigte im Sommer 2011 nachträglich die Bankrettung und die Umstrukturierungspläne des Bundes. Dafür wurde die Bank in zwei Teile aufgespalten: Den einen bekam die im Jahr 2010 eigens gegründete FMS Wertmanagement, die die Altlasten und die »nicht strategienotwendigen Geschäftsbereiche« abwickelt. Zum Ende vergangenen Jahres wies diese Bad Bank noch ein Portfolio von über 106 Milliarden Euro an riskanten Wertpapieren auf.

Den andere Teil der HRE bildet die pbb, die auch als langfristig rentabel gilt. Kerngeschäft der pbb ist die Finanzierung großer Immobiliengeschäfte wie Bürogebäude oder Hotelkomplexe. Nachdem sie Anfang Juli 2015 eine stille Einlage von einer Milliarde Euro an den Bund zurückzahlte, stecken noch 1,3 Milliarden Euro an Steuergeldern in dem Unternehmen.

Dabei wird der Bund bei dem anstehenden Börsengang seine Anteile weit unter Wert verkaufen. Laut Geschäftsbericht 2014 wies die Pfandbriefbank nämlich ein Eigenkapital von rund 3,5 Milliarden Euro aus. Abzüglich der stillen Einlage blieben damit immer noch 2,5 Milliarden Euro. Bei dem Börsengang wird dieses Eigenkapital auf rund 134 Millionen Aktien aufgeteilt, von denen der Bund rund 107 Millionen, mindestens aber 101 Millionen Anteile verkaufen will.

Anfang Juli teilte die pbb jedoch mit, dass die Preisspanne je Aktie bei 10,75 bis 12,75 liegen werde. Bei einem Verkauf von 80 Prozent der Bank würde der Staat dadurch maximal 1,37 Milliarden Euro einnehmen. Gemessen am Buchwert des Eigenkapitals ist der Anteil jedoch zwei Milliarden Euro wert. Der Bund würde also für rund 628 Millionen Euro unter Wert verkaufen, wie einfache Berechnungen zeigen. Im schlimmsten Fall würde sich der Verlust durch den Börsengang für den Steuerzahler auf 844 Millionen Euro belaufen, nämlich wenn 80 Prozent der Aktien für den angepeilten Mindestpreis von 10,75 auf den Markt kämen.

Mit der Privatisierung kommt der Bund einer Auflage entgegen, die ihm die EU-Kommission gemacht hat. Mit der Veräußerung wird er vermutlich nicht einmal die noch ausstehenden 1,3 Milliarden Euro einnehmen. Wie es am Mittwoch nämlich aus informierten Kreisen hieß, werden die Papiere mit einem Stückpreis von maximal elf Euro auf den Markt kommen. Damit läge der Erlös für die Pfandbriefbank bei maximal 1,18 Milliarden Euro. Oder anders gesagt: mit mindestens 817 Millionen Euro unter Wert würde sich der Bund vom Großteil der Deutschen Pfandbriefbank trennen.

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