nd-aktuell.de / 16.07.2015 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

Windstrom für Rechner von Google

Versicherer investieren in erneuerbare Energien

Daniela Wiegmann
Der Internetkonzern Google bekommt Strom für sein Rechenzentrum in Finnland seit einiger Zeit von der Allianz: Produziert in einem der 54 Windparks des Versicherungsriesen.

Was hat ein Windpark in Schweden mit einer Lebensversicherungspolice in Deutschland zu tun? Für die rund 90 Millionen Kunden liegt der Zusammenhang nicht gerade auf der Hand. Am Ende der Laufzeit ihrer Lebensversicherung wollen sie einfach nur das Geld bekommen, das die Versicherung ihnen beim Vertragsabschluss versprochen hat. Seit der Finanzkrise und Schrumpfzinsen an den Kapitalmärkten fällt es den Versicherern aber immer schwerer, die langfristigen Garantieversprechen auch zu erfüllen.

Geldanlagen mit stabilen Erträgen über viele Jahre werden deshalb händeringend gesucht - und Investitionen in Wind- und Solarparks scheinen dabei eine gute Wahl. »Heute abgeschlossene Lebensversicherungen werden normalerweise erst in vielen Jahren oder Jahrzehnten fällig«, sagt David Jones, der sich bei der Allianz um Investitionen in erneuerbare Energien kümmert. Um diesen Verpflichtungen nachkommen zu können, seien Wind- und Solarparks mit einem »Investitionshorizont« von rund 25 Jahren gut geeignet. Mit durchschnittlich fünf bis sechs Prozent lieferten die Investments zudem eine höhere Rendite als viele andere Anlagen wie Staatsanleihen, die immer noch den Löwenanteil der Geldanlage ausmachen.

»Das sind natürlich alles Folgen des Anlagenotstandes«, sagt Aktionärsvertreterin Daniela Bergdolt, die die Entwicklung des Versicherungsriesen seit Jahren kritisch verfolgt. Solange die alternativen Anlageformen nicht zu stark ausgeweitet werden, sei das kein Problem: »Dann bleiben die Risiken überschaubar.«

Die Allianz besitzt inzwischen 54 Windparks und sieben Solarparks in Deutschland, Frankreich, Italien, Schweden und neuerdings auch Österreich. Inzwischen übersteigen die Investments in erneuerbare Energien erstmals die Marke von 2,5 Milliarden Euro. Gemessen an den gesamten Kundengeldern in Höhe von mehr als 600 Milliarden Euro ist das noch immer ein winziger Teil. Die Tendenz zeigt aber klar nach oben.

Auch der Rückversicherer Munich Re mit seinem Direktversicherer Ergo nimmt für erneuerbare Energien immer mehr Geld in die Hand. Das Volumen liegt nach Unternehmensangaben bei rund 700 Millionen Euro - davon rund 400 Millionen Euro in Windkraft.

Selbst Geldanlagen in Windparks im Meer sind für die Allianz kein Tabu mehr. »Generell ist das Risiko bei Offshore-Anlagen größer«, sagt Jones mit Blick auf höhere Kosten für Reparaturen auf hoher See. Im Gegensatz zu den Anlagen an Land würde der Versicherer dort aber nicht alleiniger Eigentümer werden wollen, sondern beispielsweise mit einem Stromanbieter kooperieren. Zu den Kunden der Allianz zählt seit einiger Zeit auch der US-Konzern Google: Er betreibt mit Strom aus dem schwedischen Windpark der Allianz ein Rechenzentrum in Finnland. dpa/nd