nd-aktuell.de / 17.07.2015 / Kultur / Seite 15

Willst du Peng, Peng? Wie wär’s mit Ratatatat?

Die Berliner Rap-Combo K.I.Z. hat ein Album veröffentlicht, auf dem sie radikale Gesellschaftskritik mit Satire verschmilzt

Thomas Blum
Wenn hierzulande alle Rapper so klug wären wie K.I.Z., hätte die Welt kein Deutschrap-Problem. Das neue Album zeigt mehr als die übliche öde linke Polit-Folklore (Fäusteballen, Parolengeschrei, Hochhalten bemalter Bettlaken).

Es gibt ja im deutschsprachigen Hip-Hop und Rap nicht mehr nur jene Vollpfosten - ziemlich stulle im Kopf und daraus auch nicht gerade ein Geheimnis machend -, die eine unappetitliche Mischung aus politischer Ahnungslosigkeit und peinlichem Dicke-Eier-Getue zum Besten geben. Mittlerweile existieren auch smarte Bands wie die Antilopen-Gang oder Zugezogen Maskulin. Das ist erfreulich.

Und es gibt die Kreuzberger K.I.Z., die zu den wenigen in dem Genre gehören, die eine Gesellschaftskritik, die diese Bezeichnung verdient, die also mehr ist als die handelsübliche öde linke Polit-Folklore (Fäusteballen, Parolengeschrei, Hochhalten bemalter Bettlaken), mit Humor und dem cleveren Spiel mit Form und Ästhetik verknüpfen. Den reaktionären Unsinn, der in der Vergangenheit aus Kulturbetriebsnudeln wie Bushido und anderen quoll, konterten sie mit furchtloser Haudraufsatire. Und statt sich, wie etwa der genannte Bushido, per Praktikum bei der CDU anzubiedern und eine künftige Karriere als Deutschlandwerbemaskottchen anzupeilen, kandidierten zwei der Mitglieder von K.I.Z. für die Partei DIE PARTEI, den politischen Arm des Satiremagazins »Titanic«. Auf den Plakaten posierten die beiden in grauen Anzügen vor einem Häufchen weißen Pulvers, das sie gerade im Begriff sind, sich durch die Nase zu ziehen (Slogan: »Speedlimit? Ohne uns!«) Anders gesagt: K.I.Z. sind im Gegensatz zu ihren Musikerkollegen und -kolleginnen »schlau und sehr, sehr lustig«, wie Marcus Staiger, Gründer des Labels Royal Bunker, es kürzlich formulierte. Und sie beherrschen die dazugehörenden Pastiche- und Zitat-Techniken, das virtuose Spiel mit der Vieldeutigkeit, die Kunst der gelungenen Selbstinszenierung, verstehen also etwas von Dingen, von denen die traditionell eher simpel gestrickte und in Fragen des Pop und der Ästhetik eher wenig beschlagene deutsche Linke nichts versteht: Auf den Reklameplakaten zum neuen Album »Hurra, die Welt geht unter« posieren die Rapper in einer Art Revolutionsführer-Look mit Baretten auf dem Kopf und in (an den schlichten radical Chic von Privatarmeen und Paramilitärs erinnernden) schnittigen schwarzen Uniformen. »Revolution« steht da groß auf Plakaten. Doch wenn man sich ihnen nähert, liest man das Kleingedruckte: »Wir sind der starke Kaffee am Morgen der Revolution.«