nd-aktuell.de / 20.07.2015 / Politik / Seite 7

Chamenei distanziert

Geistliches Oberhaupt Irans äußert sich zu Atomvertrag

Die geistliche Führung Irans betrachtet die US-Politik noch immer als arrogant. Den Fast-Food-Konzern McDonald’s beirrt das nicht. Er plant, Filialen in Iran zu eröffnen.

Teheran. Das geistliche Oberhaupt der Iraner, Ayatollah Ali Chamenei, will offenbar trotz der Einigung im Atomstreit an seiner kritischen Sicht auf die USA festhalten. Das Abkommen werde an der Politik gegenüber den »arroganten« Vereinigten Staaten »nichts ändern«, sagte Chamenei am Samstag in einer Rede zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan. Die Iraner würden dagegen weiterhin ihre »Freunde in der Region« unterstützen. Konkret nannte Chamenei die irakische und die syrische Regierung sowie die »unterdrückten Völker« in Bahrain, Jemen, und den Palästinensergebieten. Das iranische Verhandlungsteam habe sich »große Mühe gegeben und hart gearbeitet«, sagte Chamenei in seiner Rede. Es habe »seinen Teil getan und sollte seine Belohnung bekommen« - egal ob das Abkommen nun »genehmigt wird oder nicht«.

McDonald’s plant nach der Atomeinigung, Filialen in Iran zu eröffnen. Wie die Nachrichtenagentur Tasnim am Sonntag berichtete, soll sich McDonald’s um eine Lizenz in Iran beworben haben. Das Unternehmen ist bei Iranern sehr beliebt. Bei einem ersten Einstiegsversuch in Teheran Ende der 90er Jahre gab es heftige Proteste von Demonstranten, die McDonald’s als »Symbol des Imperialismus und amerikanischen Kapitalismus« bezeichneten.

Nicht zu spät kommen möchte auch die deutsche Wirtschaft. Am Sonntag traf Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel als erstes Kabinettsmitglied eines westlichen Staates an der Spitze einer Delegation von Lobbyisten in Teheran ein. Die früher einmal sehr intensiven Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Iran waren wegen der Sanktionen stark rückläufig. Hatte der bilaterale Handel 2003 und 2004 noch ein Volumen von jährlich rund acht Milliarden Euro, lag es 2014 nur noch bei 2,4 Milliarden Euro. AFP/nd