nd-aktuell.de / 20.07.2015 / Kultur / Seite 15

Mosekunds Montag

Wolfgang Hübner

Herr Mosekund hatte im Wald die ersten Pfifferlinge gesammelt. Weil die Ernte reichlich ausgefallen war, stellte er ein paar Körbchen volle Pilze auf die Bank vors Haus, daneben ein Preisschild und eine Kassette. Dahinter hängte er ein Plakat mit der Aufschrift »Sei gefälligst ehrlich!« und eine Kamera. Um die Bank spannte er Drähte, an denen Glöckchen befestigt waren. Dann ging Herr Mosekund in seine Wohnung und schaute aus dem Fenster. Bald näherte sich ein Nachbar neugierig der Bank, die Glöckchen bimmelten, der Nachbar erschrak, Herr Mosekund rief: »Ha!« - »Was soll das?«, fragte der Nachbar. »Sieht man das nicht?«, erwiderte Herr Mosekund. »Das ist eine Kasse des Misstrauens.«