nd-aktuell.de / 22.07.2015 / Brandenburg / Seite 10

Senioren verursachen mehr Unfälle

Wilfried Neiße
Die Zahl der von Rentnern verursachten Unfälle ist um 4,5 Prozent gestiegen. Allerdings gibt es auch immer mehr ältere Einwohner Brandenburgs.

Auch in den zurückliegenden Tagen meldete die Polizei wieder eine Reihe von Verkehrsunfällen. Nach einem Zusammenstoß, den ein Autofahrer im Rentenalter verursachte, muss man jedoch eine Weile suchen. Am Donnerstagabend ereignete sich einer auf der Langen Brücke in Potsdam. Dort fuhr ein 79-Jähriger nicht sofort an, nachdem die Ampel auf Grün schaltete. Ein 68-Jähriger, der hinter im gehalten hatte, fuhr auf.

Die Landtagsabgeordnete Anita Tack (LINKE) hat auf die »wachsende Verwicklung von Seniorinnen und Senioren in Verkehrsunfälle« aufmerksam gemacht. Die Unfallstatistik belege dies »eindrucksvoll«, erklärte sie. Die Zahl der durch Senioren verursachten Unfälle erhöhte sich um 4,5 Prozent auf 10 688 Damit wurden 71 Prozent aller Unfälle, in die Rentner verwickelt waren, von Rentnern verursacht. Der Abgeordneten Tack geht es darum, »dass Mobilität für die Generation 65 plus sicher gestaltet werden kann«. Sie verwies auf die Debatte, ob und in welcher Weise eine Fahrtauglichkeitsprüfung ab einer bestimmten Altersgrenze eingeführt werden könnte.

Verkehrsministerin Kathrin Schneider (SPD) setzt jedoch darauf, dass sich alte Menschen freiwillig auf ihre Fahrtauglichkeit untersuchen lassen. Für eine Pflichtuntersuchung ab einem bestimmten Alter sehe sie im Bundesrat keine Mehrheit, sagte Schneider. Ein gesetzlich vorgeschriebener Fahrtauglichkeitstest werde zwar debattiert, bestätigte sie. Doch stehe diese Diskussion erst am Anfang.

Ob Senioren tatsächlich mehr Unfälle verursachen, ist umstritten. Oft wird bei den Berechnungen vergessen, dass sich der Bevölkerungsanteil der Senioren erhöht hat und es folglich kein Wunder ist, dass mehr Senioren in Unfälle verwickelt sind. Zweifellos lassen Sehfähigkeit und Reaktionsschnelle mit zunehmendem Alter nach. Das wird aber durch Erfahrung und größere Vorsicht der älteren Verkehrsteilnehmer aufgewogen, hat der Automobilclub ADAC immer wieder argumentiert.

Vor einiger Zeit erklärte das Innenministerium, dass ältere Verkehrsteilnehmer keineswegs öfter als andere Verkehrsunfälle verursachen. Vorgereclhnet wurde vom Landesseniorenrat, dass 22,5 Prozent der Einwohner Brandenburgs im Rentenalter sind, dass sie jedoch nur 12,3 Prozent der Verkehrsunfälle verursachen. Es sei Diskriminierung, wenn Zweifel an der Fahrtüchtigkeit und der Verkehrstüchtigkeit älterer Menschen gesät werden.