nd-aktuell.de / 23.07.2015 / Wirtschaft und Umwelt

Rund 20 Prozent Lohnunterschied zwischen West und Ost

Studie: Schwieriger Start Ostdeutschlands wirkt auch 25 Jahre Einheit nach

Die sozialen und wirtschaftlichen Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland sind noch groß. Im Westen verdient man 20 Prozent mehr, die Arbeitslosigkeit ist geringer.

Berlin. Die schwierigen Startbedingungen nach der Wende bremsen nach Expertenansicht noch immer die wirtschaftliche Entwicklung Ostdeutschlands. In einer Studie kommt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg zu dem Ergebnis: »Auch heute, 25 Jahre nach dem Mauerfall, sind die Einkommen in Ostdeutschland deutlich niedriger und die Arbeitslosigkeit deutlich höher als im Westen.«

Die Arbeitslosigkeit, die lange Zeit fast doppelt so hoch war wie in Westdeutschland, liege heute noch bei dem 1,5-Fachen. Während sich beim Abbau der Arbeitslosigkeit eine stetige Annäherung zeige, glichen sich Ost und West bei der Produktivität und beim Einkommen kaum noch an. Der Lohnunterschied beträgt nach dieser Studie rund 20 Prozent. »Die Lohnentwicklung wurde durch die niedrigere Produktivität und die hohe regionale Arbeitslosigkeit begrenzt«, erklären die Arbeitsmarktforscher.

Die Produktivität, die zu DDR-Zeiten bei einem Drittel des Westniveaus lag, betrage heute rund drei Viertel des westdeutschen Stands. Grund für die Differenz bei dieser ökonomischen Schlüsselgröße seien strukturelle Nachteile der ostdeutschen Wirtschaft: Ostdeutschland habe nur einen relativ kleinen Industriesektor und vergleichsweise wenige wirtschaftlich erfolgreiche Großunternehmen. Außerdem gebe es ein Defizit an wissensintensiven Unternehmensdienstleistungen sowie an Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten der Wirtschaft. Die Tatsache, dass es auch in Ostdeutschland viele hochproduktive Betriebe gebe, ändere am Gesamtbild nichts.

Für eine größere wirtschaftliche Dynamik empfehlen die Nürnberger Forscher eine internationale Öffnung Ostdeutschlands: »Die schneller wachsenden Volkswirtschaften in Osteuropa bieten Entwicklungsperspektiven, die bisher zu wenig genutzt werden.« epd/nd