nd-aktuell.de / 24.07.2015 / Politik / Seite 20

Tod nach Party auf dem Nil

Boot mit Feiernden kollidiert mit einem Frachtkahn - mindestens 22 Menschen sterben

Schwere Unfälle auf dem Nil sind in Ägypten nicht selten. Bei der Kollision eines Partybootes mit einem Lastkahn starben am Mittwochabend 22 Menschen. Der Kapitän des Lastkahns wurde festgenommen.

Kairo. Es sollte eine Vergnügungsfahrt auf dem Nil werden und endete in einer Katastrophe: Nach der Kollision eines Partybootes mit einem Lastkahn nahe Kairo sind mindestens 22 Menschen ertrunken. Fünf Menschen wurden aus dem Fluss gerettet, mindestens acht wurden am Donnerstag aber noch vermisst, wie Rettungs- und Sicherheitskräfte mitteilten. Unter den Opfern des Unglücks waren auch Frauen und Kinder, wie die staatliche Zeitung »Al Ahram« online meldete. Die Suche nach den vermissten Passagieren wurde am Donnerstag fortgesetzt.

Berichten zufolge war das mit 35 Passagieren voll besetzte Boot nach dem Zusammenstoß am Mittwochabend einige Kilometer nördlich der ägyptischen Hauptstadt gekentert. Der Kapitän des Lastkahns und sein Stellvertreter seien festgenommen worden.

Die Kollision ereignete sich nach Angaben aus Polizeikreisen bei Warak im Norden von Kairo. Zu den Feiern nach Ende des Fastenmonats Ramadan vor einer Woche sind die Partyboote mit ihren bunten Lichtern und der schrillen Musik vor allem in Kairo sehr beliebt. Wegen eines Feiertags am Donnerstag war am Mittwochabend auf dem Nil besonders viel Betrieb.

Nach dem Unfall blockierten wütende Angehörige der Opfer aus Protest eine Straße nahe einer Polizeistation. Der Zeitung »Al Ahram« zufolge skandierten sie Parolen gegen die Regierung. Die Behörden verstärkten die Polizeipräsenz.

Schwere Verkehrsunfälle sind in Ägypten an der Tagesordnung. Mangelhafte Sicherheitsstandards, oftmals sind veraltete Boote im Einsatz, führen auch auf dem Nil immer wieder zu tödlichen Unglücken. 2014 brannte ein Kreuzfahrtschiff - eine deutsche Touristin wurde verletzt. Das schwerste Unglück der vergangenen Jahre kostete 2006 im Roten Meer mehr als 1000 Menschen das Leben: Nach einem Brand sank die Fähre.

Auch in anderen afrikanischen Ländern starben bei Fähruntergängen in den vergangenen Jahren Hunderte Menschen. Erst im Januar 2015 kamen in der Zentralafrikanischen Republik vermutlich Dutzende Menschen bei dem Brand einer Fähre auf dem Fluss Ubangi ums Leben. Helfer können 120 Menschen aus den Fluten retten. Es ist unklar, wie viele Passagiere an Bord waren, als der Motor des Bootes explodierte. Im September 2010 kentert nach einem Feuer an Bord eine Frachtfähre auf dem Fluss Kasai im Kongo. Medien sprachen von bis zu 200 Toten. Agenturen/nd