Ferien auf der Autobahnbaustelle

Mit diesem Wochenende sind alle Bundesländer in den Ferien - und auf fast allen wichtigen Strecken wird gebaut

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Es ist jedes Jahr das gleiche Szenario: Endlich Sommerferien, aber auf dem Weg in den Urlaub sorgen Autobahnbaustellen für Staus und Stress. An diesem Wochenende ist die Lage besonders angespannt.

Berlin. Kilometerlange Schlangen, Stop-and-Go-Verkehr bis zum totalen Stillstand - ein Ärgernis für jeden Autofahrer. An diesem Wochenende sind besonders viele Menschen unterwegs: Mit Baden-Württemberg und Bayern starten die letzten beiden Bundesländer in die Sommerferien, für viele Urlauber aus Nordrhein-Westfalen, aber auch aus Skandinavien neigen sich die Ferien hingegen dem Ende zu.

Der ADAC warnte deshalb bereits vor Tagen vor Staus auf allen wichtigen Reiserouten zu den Feriengebieten sowie in Richtung Heimat. Wer flexibel sei, solle auf weniger verkehrsreiche Tage ausweichen, hieß es. Auch im Ausland rechnet der Autoclub mit einer angespannten Verkehrslage: Frankreich stehe vor dem verkehrsreichsten Wochenende des Jahres. Staus seien außerdem in Österreich und Italien zu erwarten. Der August ist auch in Italien der wichtigste Ferienmonat.

Auf fast allen Nord-Ost- und Süd-West-Strecken gibt es derzeit zudem Baustellen. Auch für Niedersachsens Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr ist das Problem mit den Baustellen auf den Autobahnen während der Reisezeit nicht neu. »Dies ist leider unvermeidbar«, sagt Behördensprecher Jens-Thilo Schulze. Gerade bei größeren Baumaßnahmen wie dem sechsspurigen Ausbau der A 7 zwischen Seesen und Bockenem oder der Grunderneuerung der A 39 zwischen Maschen und Winsen-West müsse weitergearbeitet werden.

Das Ferienzeitfenster für die Bundesländer insgesamt ist in diesem Jahr vom 29. Juni bis 14. September. »Wollte man in dieser Zeit die Autobahnen baustellenfrei halten, würde uns wertvolle Zeit verloren gehen, die die Baumaßnahmen erheblich verzögern und verteuern würden«, sagt Schulze. Auch das Räumen von Baustellen in den Ferien sei ein nicht zu vertretender Aufwand. »Allein das Entfernen der Betongleitwände zur Trennung des Gegenverkehrs würde rund eine Woche dauern, der Wiederaufbau später ebenso lange.« Grundsätzlich würden alle Baumaßnahmen miteinander abgestimmt, damit es nicht zu unnötigen Behinderungen komme. »Aber auch in der Ferienzeit muss leider gebaut werden.«

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) forderte dieser Tage ein härteres Vorgehen gegen Dauerbaustellen auf Autobahnen und Bundesstraßen. »Bei unseren Rekordinvestitionen ist kein Platz für Bummelbaustellen«, sagte er laut einem Medienbericht. Die Bundesländer, die für die Baustellen verantwortlich seien, müssten Strafen verhängen, wenn Baustellen nicht rechtzeitig fertig würden. Nach Angaben der »Bild«-Zeitung gibt es bundesweit derzeit insgesamt 760 Baustellen auf Bundesstraßen und Autobahnen - darunter seien 126 Vollsperrungen.

Der ADAC rät Autofahrern, längere Reisezeiten als gewöhnlich einzuplanen. Doch bei der Auswahl der Reisetage flexibel zu sein, das ist für viele Urlauber nur bedingt möglich. Denn in den Touristenhochburgen an der Küste beispielsweise ist nach wie vor der zumeist Samstag der Bettenwechseltag. Allerdings sei die Zimmervergabe in den vergangenen Jahren schon flexibler geworden, sagt Katja Benke vom Tourismusverband Nordsee GmbH. »Aber irgendwie ist es immer noch der Samstag.« dpa/nd

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