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Nichts ist ungut

Ingolf Bossenz über Putins Erlass zu kulinarischer Konterbande

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 1 Min.

Es gibt Wörter, die wirken wie Peitschenhiebe. »Vernichten« ist so ein Wort. Es beschreibt einen Prozess, einen Vorgang, ein Agieren, deren Ziel die ultimative Zerstörung ist: das Nichts. Zugegeben, der Anfang dieses Kommentars ist reichlich dramatisch formuliert. Denn bei den zur Vernichtung anstehenden Objekten handelt es sich um Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Obst und Gemüse - mithin um Lebensmittel, die Moskau seit rund einem Jahr nicht mehr aus der EU und anderen westlichen Staaten ins Land lässt. Als Reaktion auf die EU-Sanktionen gegen Russland im Gefolge der Ukraine-Krise. Da allerdings - wie stets in solchen Fällen - immer wieder kreative Wege gefunden werden, das Importverbot zu unterlaufen, hat Präsident Putin jetzt einen Erlass unterzeichnet, der die russischen Grenzorgane autorisiert, die kulinarische Konterbande zu, nun ja, vernichten. Bislang wurden die Esswaren in die Exportländer zurückgeschickt. Das Verfahren ist alles andere als ungewöhnlich: Piraterieprodukte, unversteuerte Zigaretten, Drogen ... Derlei wird tagtäglich ins Nichts befördert, um wirtschaftlichen und anderen Schaden zu begrenzen. Bei Lebensmitteln wirkt eine solche Methode indes ausgesprochen obszön. Krisenzeiten sind offenbar wahrer Humus für das Gedeihen eines Geistes, dessen »Vernichtung« alles andere als bedauerlich wäre.

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