Zwischen Taktik und Anpassung

Straßenstreit im sachsen-anhaltischen Halle: Akademie entlastet ihren Ex-Präsidenten

  • Hendrik Lasch, Dresden
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Wissenschaftler und Politiker in Halle streiten, ob Emil Abderhalden als Namenspate für eine Straße taugt. Nun wurde die Rolle, die der Biochemiker in der NS-Zeit gespielt hat, beleuchtet.

Juristen würden wohl von bedingtem Freispruch reden; im Gutachten, das sich im Auftrag der Leopoldina mit dem Biochemiker Emil Abderhalden befasst, ist das Fazit dezenter formuliert. Die in Halle ansässige Nationale Akademie der Wissenschaften hatte prüfen lassen, wie weit sich ihr Ex-Präsident mit dem NS-Regime eingelassen hat. Abderhalden hatte die Akademie von 1932 bis 1950 geführt. Als »lupenreiner Demokrat« habe er sich in dieser Zeit »sicher nicht« erwiesen, heißt es nun in der Expertise des Berliner Historikers Rüdiger vom Bruch. Er sei aber auch »kein Nationalsozialist« gewesen. Abderhalden, heißt es salomonisch, tauge für »unkritische Verehrung« so wenig wie für eine »lebensfremde Aburteilung«.

Mit dem Gutachten gewinnt ein seit Jahren währender Streit an Fahrt, in dem es um die Benennung einer Straße geht. Sie erhielt 1950 den Namen Abderhaldens. Der gebürtige Schweizer, der ab 1911 an der Universität Halle gelehrt hatte, wur...


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