Hasso droht mit Liebesentzug

Kulturgutschutzgesetz

  • Lesedauer: 3 Min.

Das geplante Gesetz zum Schutz von Kulturgütern sorgt weiter für Streit. Sollte der Entwurf von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) Wirklichkeit werden, droht der Milliardär und Mäzen Hasso Plattner mit Konsequenzen. Wenn das Gesetz komme, bleibe seine Kunstsammlung in den USA im kalifornischen Palo Alto, sagte der 71-Jährige den »Potsdamer Neuesten Nachrichten«. Die Sammlung sollte eigentlich nach seinem Tod in Potsdam im Museum Barberini dauerhaft ihren Platz finden. »Das Gesetz würde sie aber um einen erheblichen Teil ihres Wertes berauben«, so Plattner. Seine Missstimmung brachte er auch in einem Brief an Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) zum Ausdruck.

Damit würden dem geplanten Kunstmuseum wertvolle Bestände fehlen, darunter bedeutende Werke des Impressionismus und der Klassischen Moderne. Selbst die geplante Eröffnungsausstellung könnte in Gefahr geraten, sagte Plattner. Seine Sammlung umfasst nach eigenen Angaben rund 250 Bilder, darunter seien Werke von Edvard Munch, Claude Monet, Auguste Renoir und Emil Nolde. Was aus dem Museum würde, darüber mache er sich jetzt noch keine Gedanken, sagte er. Auf jeden Fall werde dort wie bisher geplant seine Sammlung von DDR-Kunst gezeigt.

Der Mitbegründer des Softwareunternehmens SAP betonte laut Zeitung, Museen und Sammler bräuchten die Flexibilität, auch mal ein Werk zu verkaufen, um dafür andere Kunstgüter zu erwerben oder Aufwendungen zu decken. In den USA sei die Verunsicherung durch das geplante Gesetz schon jetzt groß.

Der Sprecher von Grütters, Hagen Philipp Wolf, sagte der Deutschen Presse-Agentur, Plattner solle warten, bis der offizielle Gesetzentwurf vorliege. »Dann wird er sehen, dass seine Sammlung durch die Gesetzesnovelle gar nicht betroffen sein wird.« Neu an dem Gesetz sei nur eine erforderliche Genehmigung zur Ausfuhr in den europäischen Binnenmarkt, wenn ein Kunstwerk einen bestimmten Wert und Altersgrenzen überschreite. Die Ausfuhr in den außereuropäischen Markt sei so schon seit 1992 geregelt und funktioniere ohne Probleme.

Potsdams Oberbürgermeister Jakobs warnte unterdessen vor einem »kulturpolitischen Skandal allerersten Ranges« in Potsdam. Er trete für eine »radikale Veränderung« ein - am besten wäre eine Rücknahme des Gesetzes, schreibt er in einem Brief an Grütters. Ohne das Engagement international agierender privater Sammler und Mäzene wäre der Kunstbetrieb in den Kommunen längst zum Erliegen gekommen.

Das Museum Barberini soll Ende 2016 fertig werden, die Eröffnung ist für 2017 geplant. Das Palais ließ Friedrich der Große (1712-1786) nach dem Vorbild des Palazzo Barberini in Rom errichten. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Barockbau zerstört. Plattner, der in Potsdam auch das Hasso-Plattner-Institut bezahlt, finanziert den Wiederaufbau. Mit dem Gesetz will der Bund den »Schutz von Kunstwerken« neu regeln und an EU-Recht »anpassen«. Die Pläne waren in der Kunstwelt auf massive Kritik gestoßen. Georg Baselitz zog aus Protest seine Leihgaben aus deutschen Museen zurück. dpa/nd

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