Provokateur in der Grauzone

Fabian Lambeck über verdeckte Ermittler in der linken Szene

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 1 Min.

Mark Stone war ein ganz Radikaler. Zeugen erinnern sich, dass er bei linken Demonstrationen zu den Aufwieglern zählte. Etwa am Rande einer linken Demonstration in Berlin, wo er versuchte, Container anzuzünden. Ob Stone in seinem Aktionismus noch weiter ging, ist nicht bekannt. Das ist auch gut so, mag man einwenden, schließlich leben wir (noch) nicht in einem Polizeistaat. Doch Mark Stone war kein gewöhnlicher Aktivist, sondern verdeckter Ermittler, der für Scotland Yard die links-alternative Szene zwischen Freiburg und Berlin ausspionierte. Die deutsche Öffentlichkeit wird wohl nie erfahren, was Stone, der eigentlich Kennedy heißt, hier so alles trieb. Dabei wussten das BKA und einige Landeskriminalämter über seinen Einsatz Bescheid. Teilweise hatten sie, wie Mecklenburg-Vorpommern anlässlich des G8-Gipfels, sogar um seinen Einsatz gebeten. Er wurde dort als V-Mann geführt. Somit konnte der britische Polizeibeamte, der als verdeckter Ermittler eigentlich keine Straftaten begehen durfte, tun, was er für nötig hielt. Keiner weiß, wie weit seine Provokationen gingen. Kennedy agierte in einer Grauzone, die ihm deutsche Behörden geschaffen hatten. Ideale Bedingungen für einen Agent Provocateur. Allein schon herauszubekommen, was Kennedy während der gewaltsamen Proteste am Rande des Gipfels tat, wäre die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses wert.

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