Abschalten beginnt im Kopf

Energie sparen

  • Lesedauer: 3 Min.
Zunehmende Vernetzung und steigende Mediennutzung bestimmen heute mehr und mehr den Stromverbrauch auch im Haushalt. Aber man kann etwas dagegen tun.

Abschalten wird immer schwieriger. Weil zunehmend mehr Geräte jederzeit und von jedem Ort aus gesteuert werden, sind sie ständig in Bereitschaft - und wir mit ihnen. Experten sprechen von »vernetztem Bereitschaftsbetrieb«. Mit Folgen.

Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass der durch den »vernetzten Bereitschaftsbetrieb« verursachte Energieverbrauch von 2010 auf 2020 um mehr als 67 Prozent steigt. Weltweit seien laut Internationaler Energieagentur IEA bereits heute rund 14 Milliarden Geräte mit dem Netz verbunden. 2020 werden es rund 50 Milliarden sein.

Mit Blick auf den einzelnen Privathaushalt in Deutschland werde der Stromverbrauch trotz immer effizienterer Geräte daher nicht automatisch spürbar sinken, fasst Dr. Dietlinde Quack, Projektleiterin der Verbraucherplattform EcoTopTen des Öko-Instituts, die Entwicklungen zusammen. Zwar reduziere die europäische Ökodesign-Richtlinie den maximal zulässigen Leerlauf-Stromverbrauch pro Gerät auf im Schnitt 0,5 bis 1 Watt, aber dafür steige die Anzahl elektrischer Geräte in den Haushalten.

Auch ließen ihre immer intensivere Nutzung und ihre Vernetzung den Stromverbrauch nicht sinken, ergänzt Florian Henle vom unabhängigen Ökoenergieversorger Polarstern. Vor allem beim Internet steigt die tägliche Nutzungsdauer, getrieben durch die vielen mobilen Kommunikationsgeräte. Der Bereich der Informations-, Telekommunikations- und Unterhaltungsmedien werde in den nächsten zehn Jahren bis zu 35 Prozent des Stromverbrauchs privater Haushalte ausmachen.

Um Strom zu sparen ist auch künftig das Abschalten elektrischer Geräte eine zentrale Maßnahme. Vor allem nachts und im Urlaub lohne es sich, ohne dass auf Komfort verzichtet werden muss. »Mit einer Zeitschaltuhr oder einer Master-Slave-Steckdose ist das ganz einfach möglich«, sagt der Energieexperte. Um Strom zu sparen, sei es zudem wichtig zu überlegen, ob man jedes Gerät brauche oder einige Geräte überflüssig geworden seien.

Nicht nur hinsichtlich des Stromverbrauchs auch mit Blick auf das eigene Wohlbefinden sind »Offline-Zeiten« durchaus sinnvoll, weiß der Erholungsforscher Dr. Gerhard Blasche. Bei ständigem Surren, Piepsen, Blinken und Leuchten von elektrischen Geräten komme man nur schwer zur Ruhe. Elektrische Geräte senden oft akustische oder optische Reize, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und gewisse Handlungen einfordern, etwa das Piepsen einer fertigen Waschmaschine oder der Empfang einer Kurzmitteilung im Handy.

Sich von Verpflichtungen für eine gewisse Zeit mental zu distanzieren, sei der Schlüssel einer erfolgreichen Erholung. »Die neuen Techniken und Geräte versetzen uns in einen fast dauerhaften Bereitschaftsmodus«, sagt Dr. Gerhard Blasche. Man könne so beispielsweise nur schwer vom Job abschalten, weil man ja stets erreichbar sei. Egal, ob man arbeitet oder an die Arbeit denkt - beides führt zu ähnlichen Belastungsgefühlen und -reaktionen. Um sich heute bewusst zu erholen, müsse man sich der vielen »fordernden Reize« bewusst sein, um sie eindämmen zu können. Einfach mal die Geräte ausschalten und in die Natur gehen, biete die beste Erholung; ohne Handy in der Tasche. polarstern-energie/nd

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