Autobahnen des Welthandels

Kanäle sorgen für Abkürzungen auf den Hauptschifffahrtsrouten

Über keine künstliche Wasserstraße werden mehr Güter transportiert als via Suezkanal. Am dichtesten ist der Schiffsverkehr allerdings auf einem Kanal in Deutschland.

Über 90 Prozent des Welthandels mit Rohstoffen, Zwischen- und Fertigprodukten wird über die Ozeane abgewickelt. Fast sieben Milliarden Tonnen pro Jahr werden auf dem Seeweg transportiert, der zwei unschlagbare Vorteile hat: Es muss nicht ständig an Grenzen halt gemacht werden und auf dem Meer können die größten Fahrzeuge verkehren. Das senkt die Gebühren: Je mehr in einem einzelnen Riesencontainerschiff Platz findet, um so niedriger die Transportkosten pro Produkt.

Der globale Frachtschiffsverkehr konzentriert sich dabei auf einige wenige Hauptrouten, auf denen die Güter in kürzester Zeit zwischen den vielleicht ein Dutzend größten Häfen hin und her transportiert werden. Künstliche Kanäle ermöglichen dabei erhebliche Abkürzungen. Auf der weltweit wichtigsten Route Fernost-Europa müssen die Pötte dank des Suezkanals nicht um den afrikanischen Kontinent herumschippern. Hier wurden zuletzt jährlich rund 740 Millionen Tonnen Güter transportiert.

Auf der zweitwichtigsten Route zwischen Asien und der Ostküste Nordamerikas liefert der Panamakanal, der vergangenes Jahr seinen 100. Geburtstag feierte, eine Abkürzung. Musste vorher um Südamerika herumgefahren werden, verbindet die 82 Kilometer lange künstliche Wasserstraße Pazifik und Atlantik direkt. 2014 fuhren durch den Panamakanal rund 12 000 Schiffe, die es auf zusammen 221,6 Millionen Tonnen brachten.

Wie in Ägypten wird auch in Panama an der Erweiterung gearbeitet, die den Kanal bis voraussichtlich 2016 fit für Riesenfrachter machen soll. Doch in Mittelamerika droht Konkurrenz: Chinesische Investoren wollen durch Nicaragua eine Wasserstraße bauen, die sämtliche Steigerungsprognosen für den Panamakanal Makulatur machen würde.

Die verkehrsreichste künstliche Wasserstraße derzeit liegt übrigens in Deutschland: der Nord-Ostsee-Kanal. Die 1895 als »Kaiser-Wilhelm-Kanal« dem Verkehr übergebene Wasserstraße befuhren im vergangenen Jahr 32 600 Schiffe. Auf der rund 100 Kilometer langen Strecke zwischen Elbmündung bei Brunsbüttel und Kieler Förde wurden aber nur rund 99 Millionen Tonnen Ladung transportiert. Auf dem »Kiel Canal«, so der internationale Name, verkehren eben nur kleinere Schiffe, und er ist auch nur für die Ostseeanrainer von Bedeutung.

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