Das Ferienwetter beschert Brandenburg eine Dürre

Hitze und ausbleibende Niederschläge bereiten der Land- und Forstwirtschaft akute Sorgen - Experten sehen Vorboten des Klimawandels

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.
Niedrigwasser, hohe Waldbrandgefahr, verdorrende Feldfrüchte und so trockene Böden wie in den letzten 50 Jahren nicht mehr. Dieser Sommer bereitet auch dem Land Brandenburg große Probleme.

Das Land Brandenburg durchlebt nach Einschätzung des Deutsche Wetterdienstes eine Dürre. Der extreme Wassermangel lässt dieser Quelle zufolge um die Ernte von Mais und Kartoffeln fürchten. Auch der Grünfutterbereich leide stark unter der Hitze.

Die unterdurchschnittlichen und zum Teil fast vollständig ausgebliebenen Niederschläge haben zur größten Bodentrockenheit seit 50 Jahren geführt. Völlig ausgetrocknet seien die obersten 30 bis 60 Zentimeter, sagte Udo Busch, Leiter der DWD-Agrarmeteorologie. Knochentrocken ist es auch in den märkischen Wäldern. Mit Ausnahme der Landkreise Prignitz und Oder-Spree gilt seit Dienstag die höchste Waldbrandwarnstufe fünf. Sollte es keinen Niederschlag geben, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die restlichen Kreise folgen.

Das Niedrigwasser von Elbe und Oder beeinträchtigt zunehmend die Binnenschifffahrt. Am Elbepegel Wittenberge (Prignitz) wurde am Montagmorgen eine Wasserhöhe von 87 Zentimetern gemessen, an der Oder in Frankfurt 1,02 Meter - das sind 21 Zentimeter unterhalb des Mittleren Niedrigwassers. Besser sieht es im nördlichen Verlauf der Havel aus. Erst ab Berliner Stadtgrenze erreicht die Wasserhöhe den Niedrigwasserbereich. Längere Regenperioden, die im Unterschied zu kurzfristigen Gewittergüssen das monatelange Niederschlagsdefizit ausgleichen könnten, seien nicht in Sicht, heißt es. Inzwischen ist sich das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung sicher, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf Brandenburg wesentlich härter sein und wesentlich kurzfristiger eintreffen werden, als vor wenigen Jahren angenommen. Sowohl Phasen von Niedrigwasser als auch von Hochwasser würden sich im zuvor nicht gekannten Maße abwechseln. Wachsende Schäden durch Hagel, Gewitter und Hochwasser würden für Brandenburg eher in den Wintermonaten prognostiziert.

Die Forscher sagen für Brandenburg einen Rückgang der Niederschläge während der jährlichen pflanzlichen Hautwachstumsperiode von 100 Millimetern bei gegenwärtig 600 Millimetern voraus. Das könne zur Folge haben, dass das Grundwasser nicht mehr ausreichend aufgefüllt wird. In den vergangenen 100 Jahren hat sich der Grundwasserspiegel ohnehin um rund einen Meter gesenkt. Eine Zuname von krankheitsübertragenden Zecken auch im Norden, wo sie bislang eher selten waren, könnte damit einhergehen. Der CO-2-Gehalt der Luft sei heute höher, als es in den vergangenen eine Million Jahren der Fall gewesen sei. Beim Pro-Kopf-Ausstoß von CO-2 liege Brandenburg mit Texas gleichauf. Seit sich 1992 die Welt in Rio de Janeiro auf eine Begrenzung des Schadstoffausstoßes verständigt hat, sind diese Emissionen um 50 Prozent angestiegen, so die Forscher.

Wenn nicht von Niedrigwasser die Rede ist, dann von Hochwasser. Als Schlussfolgerung aus der zunehmenden Dichte von Hochwasserkatastrophen hat die brandenburgische LINKE vor einigen Jahren die Idee von einer Pflichtversicherung für alle gegen Elementarschäden ins Spiel gebracht. Das stieß keineswegs auf allgemeine Zustimmung. Es könne angesichts der Dichte der Schadensereignisse nicht sein, dass der Steuerzahler und der Staat die Milliardenlasten immer und immer wieder trägt, hieß es damals in einer Fraktionserklärung. Und: »Die nächste Flut kommt bestimmt.« Nur ein Drittel der vom jüngsten Elbe-Hochwasser Geschädigten war überhaupt versichert.

Schlussfolgerung aus den Fluten müssten eine Politik sein, bei der der Hochwasserschutz eindeutig Vorrang bekomme. Der Deichbau sei weiter voranzubringen, ein Deichbau-Beschleunigungsgesetz könne hilfreich sein. Fachleute sagen allerdings, dass es weniger auf mehr und höhere Deiche ankomme, sondern viel mehr eine höhere Zahl von Flutungspoldern die richtige Antwort auf die Hochwasserlagen wären. Aufgrund der vielen Fluthelfer waren in der Vergangenheit die Schäden in Brandenburg vergleichsweise gering ausgefallen. Für 400 Millionen Euro hatten EU, Bund und Land nach 2002 die brandenburgischen Deiche saniert.

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