Kinder brauchen Komplexität

Lena Tietgen vermisst in der Bildung praktische Bezüge und ein vielschichtiges Weltbild.

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.

Der immer wieder aufkeimenden Debatte, ob wir für die Schule oder das Leben lernen, mangelt es an dialektischem Denken, einem Denken, das die sich gegenseitig bedingenden Voraussetzungen für das Lernen berücksichtigt. Was kann denn Schule anderes sein als ein mal mehr, mal weniger theoretisches Segregat des Lebens, und wo spiegelt sich die Theorie nicht im Alltag wider? Von der Fahrradreparatur über den täglichen Einkauf bis zum Gespräch über Nagellack, in alles fließt Gelerntes ein.

Was fehlt, ist die Vermittlung der Welten. Eltern bringen ihre Töchter und Söhne um notwendige Lebenserfahrungen, wenn sie sie in ausgesuchte Schulen bringen. Im Ergebnis lernen die Kinder zwar gut zu kategorisieren, aber zum Preis, dass sie das Leben nicht mehr in seiner Komplexität wahrnehmen. Kindern ist aber von Anfang an eigen, die Welt komplex zu erfahren. Sie bräuchten Erwachsene, die ihnen helfen, diese Komplexität zu verstehen.

In diesem Punkt haben auch Schulen noch erheblichen Nachholbedarf. Oft verharren sie in Methoden, die dem Fächerkanon dienen, und unterfordern so das Komplexitätsvermögen der Kinder, die sich dann langweilen. Dabei gibt es Alternativen. So bietet beispielsweise die Montessori-Schule in Potsdam Projektzeiten auf dem Land an, wo dort lebende Landwirte und Bootsbauer die Schüler in der Praxis begleiten. Die Lehrkräfte sind in dieser Form des »Unterrichts« nur noch begleitend im Einsatz, indem sie mit den Kindern Bezüge zwischen Praxis und Theorie gemäß des Lehrplans herstellen.

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