nd-aktuell.de / 15.08.2015 / Politik / Seite 2

Alles Müller

PERSONALIE

Fabian Lambeck

Werner Müller will es noch einmal wissen. Wie »Spiegel Online« meldete, will der ehemalige Bundeswirtschaftsminister nun Aufsichtsratsvorsitzender beim Energieriesen RWE werden. Dem Bericht zufolge lässt er bei Kommunen und in Ministerien der NRW-Landesregierung »sondieren«, wie seine Chancen stehen, den Posten des Chefkontrolleurs beim kriselnden Stromkonzern zu übernehmen. Für den 69-jährigen Manager wäre es ein doppeltes Comeback. Zum einen würde der promovierte Sprachwissenschaftler (!) mit seinem Posten bei RWE in die erste Bundesliga der DAX-Konzerne zurückkehren, zum anderen könnte Müller seine Karriere dort beschließen, wo er sie 1973 begonnen hatte: bei der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk AG, die nur noch unter dem Kürzel RWE firmiert.

Doch die Zeiten sind heute andere als in den frühen 70ern. Damals kam der Betrieb von Kohle- und Atomkraftwerken, wie sie sich im Portfolio des Stromkonzerns befinden, noch einer Lizenz zum Gelddrucken gleich. Heute hingegen ist RWE das Sorgenkind der Branche. Am Donnerstag stürzten die Aktien der Essener auf ein neues Allzeittief. Dabei hatten sie in diesem Jahr bereits ein Drittel ihres Wertes verloren. RWE verdient zu wenig Geld und scheute bisher eine grundlegende Restrukturierung. Das Geschäftsmodell der Essener beruht noch immer auf der Kohlverstromung.

Doch Müller kennt sich mit den Sorgen der fossilen Giganten aus, leitete er doch nach seinem Ausscheiden als parteiloser Minister der rot-grünen Bundesregierung jahrelang die Ruhrkohle AG und baute den Konzern um. Insofern wäre Müller gar keine so schlechte Besetzung, zumal er als ehemaliger Minister und Manager mit dem Graubereich zwischen Wirtschaft und Politik bestens vertraut ist. Dem Vernehmen nach soll er bei den kommunalen RWE-Anteilseignern, die immerhin 25 Prozent der Aktien besitzen, ganz gute Karten haben. Allerdings, so kolportiert »Spiegel Online«, gebe es im Konzern selbst und in der Politik Vorbehalte gegen den Ex-Minister. Er sei mit seinen fast 70 Jahren zu alt.