Die Platte lebt

Rau, echt und voller Gegensätze: Familien und Kreative zieht es, freiwillig wie bedingt durch hohe Mieten, nach Marzahn-Hellersdorf

  • Theresa Münch 
und Britta Pedersen
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.

»Betonwüste«. Das Wort hört man in Marzahn gar nicht gern. Über Deutschlands wohl bekanntestes Plattenbau-Viertel gibt es viele Vorurteile. Doch plötzlich zieht es junge Leute dorthin.

Torsten Preußing muss sich auf Zehenspitzen stellen. Nur so kann er aus dem Fenster schauen, hier auf dem Treppenabsatz im elften Stock. Man sieht weit. »Haben Sie den Fernsehturm entdeckt?«, fragt der Rentner. Normalerweise fällt der Telespargel - Deutschlands höchstes Bauwerk - sofort ins Auge, egal, wo in Berlin man ist. Hier nicht. Preußing deutet in die Ferne. Da, flankiert von vier Plattenbauten, da steht er, dünn wie ein Zahnstocher. Die Kugel reflektiert die Sonne. Fast zwölf Kilometer sind es bis ins Zentrum Berlins. In Marzahn sind die Dimensionen anders.

Wenn man sich losreißt vom Fernblick und aus dem elften Stock steil nach unten schaut, sieht man Grün. Einen Park, einen Teich, ein Café. Daneben, davor, rundherum jedoch vor allem: Beton. Plattenbauten mit bis zu 24 Stockwerken formen von oben gesehen scheinbar willkürliche geometrische Muster.

Marzahn war zusammen mit dem angrenzenden Hellersdorf einmal die größt...


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