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Militarisiertes Eritrea

  • Lesedauer: 2 Min.
Als Eritrea 1993 unabhängig wurde, galt es in Afrika als einer der hoffnungsvollsten Staaten. Inzwischen flüchten viele vor allem, um dem Militärdienst zu entgehen.

Der bis dato letzte Krieg ist in Eritrea seit 15 Jahren vorbei - der Zustand der Generalmobilmachung nicht: Sie gilt seit der von 1998 bis 2000 währende Grenzkrieg mit Äthiopien endete, der mehr als 100 000 Menschenleben forderte. Bis heute ist der Grenzverlauf zwischen den beiden Staaten nicht in beidseitigem Einvernehmen geklärt. Äthiopien verlor durch die 1993 gebilligte Abspaltung Eritreas seinen Meereszugang.

In Eritrea muss jeder Mann und jede Frau ab 18 Jahren einen Grundwehrdienst leisten, der offiziell auf 18 Monate begrenzt ist. De facto kann er ohne Angaben von Gründen auf viele Jahre ausgedehnt werden, was bei Männern eher die Regel denn die Ausnahme ist. Die Militärdienstleistenden werden häufig für Arbeit in Regierungsprojekten eingesetzt, ob im Straßenbau oder in Unternehmen, die dem Militär oder den Eliten der Regierungspartei gehören. Die Strafen für Deserteure und Militärdienstverweigerer, die sich der Einberufung entziehen, sind drakonisch. Laut Amnesty International schließen sie Folter und Haft ohne Gerichtsverfahren ein.

An der Grenze Eritreas herrscht Schießbefehl auf alle Personen, die versuchen, unautorisiert das Land zu verlassen. Dennoch sind laut des UN-Hochkommissars für Flüchtlinge (UNHCR) 2014 etwa 40 000 Menschen geflohen, zumeist in die Nachbarländer Äthiopien und Sudan.

Ingesamt sind nach UN-Angaben inzwischen über 360 000 Eritreer als Flüchtlinge registriert. In Europa die meisten von ihnen in Schweden, Deutschland und der Schweiz. Aus keinem anderen Land Afrikas fliehen so viele Menschen nach Europa wie aus Eritrea.

Eritrea wird seit Staatsgründung von dem inzwischen 69-jährigen Ex-Guerillakämpfer Isaias Afewerki in der Form einer Entwicklungsdiktatur regiert. Auf der sozialen Ebene durchaus mit einigem Erfolg: Das Gesundheitswesen ist passabel, Hunger kennt die ehemalige Kolonie Italiens nicht. An Fluchtgründen mangelt es dennoch nicht. ml

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