Dritter Anlauf?

PERSONALIE

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Möglicherweise glaubt Joe Biden ja daran, dass aller guten Dinge drei sind. Zwei Mal schon, 1988 und 2008, hat sich der amtierende US-Vizepräsident vergeblich um die Präsidentschaftskandidatur seiner Demokraten beworben. Nun scheint der 72-Jährige ernsthaft über einen neuen Anlauf nachzudenken und soll bei einem Treffen mit der führenden Parteilinken Senatorin Elizabeth Warren seine Wahlchancen sondiert haben. Jedenfalls machte jetzt das Weiße Haus seinen Findungsprozess offiziell.

Dass den Parteioberen eine solche Kandidatur mehr und mehr gefallen könnte, dafür hat die bisherige Favoritin Hillary Clinton vor allem mit einer E-Mail-Affäre selbst gesorgt. Ihre Popularitätswerte schrumpfen Besorgnis erregend. Biden, der seine erste Ehefrau und eine kleine Tochter bei einem Autounfall verlor, soll allerdings eine andere Motivation haben: Als im Mai sein ältester Sohn Beau 46-jährig an einem Hirntumor starb, habe er auf dem Sterbebett seinen Vater zu einer erneuten Bewerbung gedrängt. Es sei besser für die Vereinigten Staaten, wenn die »Werte der Bidens« und nicht die Clintons das Land regierten.

Joseph Robinette Biden wuchs in Scranton (Pennsylvania) auf, einer Stadt, geprägt von Kohle, Schwerindustrie und harter Arbeit. Es war eine schwierige Kindheit für den kleinen Joe, der unter der Geldnot der Familie litt und stotterte. Aber sein kluger Kopf setzte sich schließlich durch.

Nach einem Juraabschluss an der Universität Syracuse arbeitete er zunächst als Rechtsanwalt und wurde 1972 erstmals in Delaware zum Senator gewählt. Da war Biden gerade 29. Mit seiner Bodenständigkeit und jovialen Art gewann er an der Seite von Barack Obama 2008 vor allem jene Arbeiterwähler, denen der spätere Präsident zunächst suspekt war. Der profitierte im Amt auch von der außenpolitischen Erfahrung seines Vizes aus drei Jahrzehnten im Senat. Ein Albtraum für alle Wahlkampfstrategen sind jedoch dessen verbale Aussetzer. Spätestens zur ersten TV-Debatte der demokratischen Bewerber Anfang Oktober muss sich Joe Biden entschieden haben.

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